Bottrop.

Zu Anfang des Jahres schien sie noch zum Greifen nahe zu liegen, die Wiedereröffnung des renovierten und neugestalteten Museums für Ur- und Ortsgeschichte. Damals rechneten Museumsleitung, Verwaltung und Kulturpolitiker noch mit einer Bereitstellung von Drittmitteln der NRW-Stiftung in Höhe der beantragten 400 000 Euro. Dass die Stiftung nun „nur“ 125 000 Euro für die Neueinrichtung der Dauerausstellung gibt - immer noch einer der größten Einzelbeträge, den die Stiftung aktuell bereitstellt (die WAZ berichtete) - sorgt für Verzögerung bei der Umsetzung des Vorhabens. Und löst bei einigen Kulturpolitikern massive Befürchtungen um den Bestand des Hauses aus.

Grüne und ÖDP: Von Anfang an wackelige Planung

Die beiden kleineren Parteien - ÖDP und Grüne - fürchten um die Zukunft des Museums, dessen altes Domizil in der Gründerzeitvilla neben dem „Quadrat“ jetzt zwar frisch renoviert daherkommt, dessen „Bespielung“ als Museum auch für die Bottroper Stadtgeschichte sich nun aber deutlich verzögern wird. Roger Köllner, kulturpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Grüne und Kulturausschussmitglied, sieht das Museum fast schon als nächstes Opfer auf der Liste der Sparwut der Lokalpolitiker. „Das würde ja zum nicht vorhandenen Kulturkonzept der Stadt passen, die mit ihrem Anteil von 1,6 Prozent des Gesamthaushaltes, den sie für Kultur ausgibt, ohnehin das Schlusslicht in NRW bildet“, so Köllner. Und für die Neu-Einrichtung eines Museums, das zwei Bereiche gezielt darstellen wolle, sei selbst das Konzept mit 400 000 Euro eng bemessen. Ohnehin, so bemängelt er, sei die ganze Planung eher wackelig gewesen, da man sich von Anfang an nur auf die NRW-Stiftung als Geldgeber verlassen habe. „Jetzt fällt das Ganze wie ein Kartenhaus zusammen.“ Zugleich bemängelt Köllner, dass es von Anfang an kein komplettes, schriftlich vorliegendes Gesamtkonzept für Inhalt und Finanzplanung des Hauses gegeben habe, noch nicht einmal für die Kulturausschuss-Mitglieder.

Auch Stefan Krix, kulturpolitischer Sprecher der ÖDP, sieht darin ein Versäumnis „Wir können aufgrund der bisherigen, kaum vorhandenen Informationen zum aufgestellten Finanzkonzept keine Einschätzung treffen, was wir mit der Summe von 125 000 Euro nun genau machen können und was das für die weitere Planung bedeutet“, so Krix. Der ÖDP fehle in der rudimentären Neukonzeption auch ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber ähnlichen Museen in NRW, ein Defizit, das man mit einer stärkeren Fokussierung auf die Bottroper Stadtgeschichte vermieden hätte.

CDU und SPD: Das Museumskonzept trägt

Obwohl die Finanzzusage der NRW-Stiftung für die Neueinrichtung des Museums für Ur- und Ortsgeschichte mit 125 000 Euro um gut zwei Drittel geringer ausfällt als der ursprüngliche Antrag, den Museumschef Heinz Liesbrock im vergangenen Jahr gestellt hatte, sieht die Bottroper Landtagsabgeordnete Cornelia Ruhkemper keine akute Gefährdung des Hauses. Dass die klamme Stadt Mittel zur Einrichtung des Museums bereitstellt, kann sich die SPD-Politikerin und stellvertretende Kulturausschuss-Vorsitzende allerdings ebenso wenig vorstellen, auch wenn weitere Drittmittel gänzlich ausblieben. Allerdings hofft sie auf die Generierung weiterer Gelder von außen, durchaus wieder bei der NRW-Stiftung, die man auch seitens der Stadt erneut ansprechen wolle. Ähnlich wie zuvor schon Museumsdirektor Heinz Liesbrock und Kulturdezernent Willi Loeven (die WAZ berichtete) kann sie sich eine Teileröffnung des Museums durchaus vorstellen.

Eine schrittweise Eröffnung ist auch für Monika Budke (CDU) denkbar. Die Kulturausschussvorsitzende kann sich ebenso wenig eine Schließung des Hauses vorstellen und setzt weiter auf Drittmittel. Notfalls müsse man auch in der Politik diskutieren, wie und ob Gelder für das Museum, in dem es auch um die Geschichte der Stadt gehe, bereitgestellt werden könnten.

Die Ausschussvorsitzende setzt weiter auf das Konzept der Museumsleitung, das zwar nicht in allen Einzelheiten schriftlich vorliege, aber von Dezernent und Museumschef stets erläutert worden sei.