Bottrop. Ein Bagger machte den Fantasie-Figuren unter dem Tetraeder den Garaus, doch eigentlich konnte er den steinernen Gestalten längst nichts mehr anhaben. Fotografen haben unzählige ihrer Abbilder verewigt.
Seine Aliens werden also bleiben. Sie haben ja längst eine andere Form angenommen – und sich dabei auch noch vielfach vermehrt: in den Köpfen der Tetraeder-Besucher und auf den unzähligen Fotos, die nun via Internet um die Welt gehen.
Fast scheint es so, als tröste sich Fred F. mit diesem Gedanken ein wenig. Eigentlich kann der Bagger, der den Figuren gerade den Garaus macht, ihnen ja gar nichts anhaben. „Es gibt schon so viele Bilder von ihnen”, murmelt der 52-Jährige und schaut kurz hinüber zu der Gruppe von Fotografen, die auf der anderen Seite der Mulde unter dem Tetraeder ihre letzte Chance auf ein paar Schnappschüsse nutzen.
„Ich habe gehofft, es wären tausend Leute hier”, sagt Peter Garski, damit diese die Zerstörung der Steingebilde verhindern. Es stehen aber nur ein paar Spaziergänger am Rand der Mulde. Etwas mehr Laissez-Faire, nur ein wenig mehr Großzügigkeit hätte er sich gewünscht, meint der Mülheimer und stellt zum Protest ein Ruhr-2010-Schild ins Geröll, um dann das zerstörende Wirken des Baggers mit seiner Fotokamera festzuhalten. Dem Baggerfahrer macht die Arbeit an diesem Morgen sichtlich keine Freude. Ihm gefielen die Figuren auch. „Mir ist die Diskussion zu schmalspurig. Man hätte die Figuren doch einfach auch als Scherz betrachten können”, sagte er. Und Andrea Baranski, die neben ihm fotografiert, wirft ein, dass Fred F.s Steinfiguren doch gar keine feste Installation seien. „Jeder könnte doch hier aus den losen Steinen eigene Muster legen. Will der RVR das dann jedes Mal beseitigen?”, meinte die Gelsenkirchenerin. Verärgert sind sie alle in der kleinen Gruppe unter dem Tetraeder. „Erst sagt der RVR, wir dulden das. Weil das den Professor, der das Tetraeder entworfen hat, aber stört, sollen die Aliens auf einmal weg”, beklagt der Bottroper Josef Franitza.
Alien-Gestalter Fred F. hat sich jedoch damit abgefunden, dass nun auch seine Figuren entfernt werden. In Tausenden von Stunden hatte der Bottroper die Steine zu den Fantasie-Figuren zusammengelegt. „Ich brauchte einfach einen Ausgleich”, begründet der Reiniger, der nachts in einem Großbetrieb zur Reinigung von Industriebekleidung arbeitet, seinen Gestaltungsdrang. Und das Material auf der Halde habe schließlich einfach dagelegen. Entfernen musst er allerdings schon einmal etwas. Jene Wälle, die der 52-Jährige als Schutz um seine Aliens aus Erde aufgeschüttet hatte, musste er sofort wieder beseitigen, als Mitarbeiter des Regionalverbandes Ruhr das bemerkten. Seine Aliens durften wenigstens bis heute liegen bleiben. Auf seinen eigenen Wunsch hin lud der RVR ihn sogar ein zu der Abräumaktion. „Ich habe meinen Humor längst wieder”, meint Fred F. und holt eine Alien-Stoffpuppe aus seiner Lederjacke – als Geschenk an den RVR.