Bottrop.

Sein letztes Konzert in Bottrop liegt schon drei Jahre zurück. Damals war Christoph Ostendorf beim Festival „Orgel Plus“ zu erleben. Nun macht er wieder einen Abstecher in seine Heimatstadt und gastiert heute Abend mit einem Programm für Orgel und Sopran in der Herz-Jesu Kirche. Dort hatte er für vier Jahre bis 2006 die hauptamtliche Kirchenmusikerstelle inne.

Als Katholik auf evangelischer Stelle

Seither machte der 32-Jährige nicht nur Station in Paris und Chartres, Oxford und Berlin, sondern auch Karriere. Dabei setzt Ostendorf nicht nur auf „sein“ Instrument, die Orgel. Vielmehr baut er seit seinem beruflichen Wechsel nach Berlin dort auch den Bereich Chorleitung und Dirigieren aus. Ob er noch in Bottrop wäre, hätte das Bistum Essen mit der Zusammenlegung der Pfarreien nicht auch die Kirchenmusiker-Stellen drastisch reduziert, wer weiß? „Damals jedoch war klar, dass ich als jüngster und dazu noch unverheirateter Musiker die Stelle räumen würde“, sagt Ostendorf.

Seit drei Jahren ist der westfälische Katholik hauptamtlicher Kirchenmusiker der evangelischen Kreuzkirchengemeinde in Berlin-Schmargendorf, leitet die dortige Kantorei mit großen Chor- und Orchesterkonzerten und betreut dazu zwei regelmäßige Konzertreihen. Nach seinem Studienjahr bei Patrick Delabre, dem Titularorganisten der berühmten Kathedrale von Chartres („ich hatte sogar den Schlüssel zur Kathedrale und konnte üben, wann ich wollte“), entschied er sich für die Doppel-Karriere als Organist und Dirigent. „Ich hatte die faszinierende französische Organistenwelt kennen gelernt, auch die großen Kirchen von Paris, an denen die Organisten ein ungeheuer hohes Ansehen haben“, so Ostendorf. Sie spielen oft nur zwei, drei Mal während der Hauptmesse, die Chor- und Gemeindebegleitung übernimmt dann der Hilfsorganist, beschreibt er den fast feudalen Rang dieser Künstlerpersönlichkeiten.

Aber: „Ich wollte Musik mit anderen machen, nicht als Solist auf der Orgelbank thronen.“ Hier hätten Chöre, aber auch die Instrumentalmusik in der Kirche, einen weitaus höheren Stellenwert und oft ein höheres Niveau als in Frankreich. Berlin ist für Ostendorf mit seinen vielen jungen Ensembles und großen Chören ein ideales Pflaster. Dazu übernimmt er häufig den Orgelpart im Konzerthaus oder der Philharmonie. Und ab und zu gibt es auch Abstecher in die Welt der Oper. 2015 spielt Christoph Ostendorf aber wieder in der Heimat, beim Festival „Orgel Plus“, mit anderen bekannten Künstlern, deren Karriere ebenfalls in Bottrop begann.

Heute gestaltet Christoph Ostendorf mit der schweizer Sopranistin Yvonne Friedli einen Abend mit geistlicher Musik für Sopran und Orgel in der Kirche Herz-Jesu, der früheren Wirkungsstätte des Organisten. Auf dem Programm stehen Werke von Haydn, Händel, Mozart, Mendelssohn und Brahms. Beginn ist 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Am morgigen Sonntag geben beide Musiker um 18.30 Uhr im Düsseldorfer Theatermuseum einen Liederabend mit Werken von Britten und Vaughan-Williams.