Bottrop.. Im Tagestreff Malta arbeiten die Malteser nach dem Konzept „Silviahemmet“, benannt nach der schwedischen Königin. Es vereint Bausteine aus vielen verschiedenen Methoden
Die roten Lichtschalter, die roten Türrahmen, die roten Toilettendeckel aber auch die roten Klebestreifen rund ums Waschbecken und auf dem Handtuchspender, sie sehen gut aus. Doch um Design geht es hier im Tagestreff Malta an der Scharfstraße gar nicht.
Das auffällige Rot, es erfüllt einen ganz bestimmten Zweck, sagt Katja Dördrechter, Projektleiterin beim Diözesanverband der Malteser und verantwortlich für den Demenztreff. Denn mit der Demenz gingen oftmals auch Wahrnehmungsschwierigkeiten einher. Ein weißer Türrahmen vor einer weißen Wand werde dann oftmals nicht wahrgenommen, ähnliches gelte für einen weißen Toilettendeckel. Die auffällige rote Signalfarbe helfe dagegen, die Kontraste besser wahrzunehmen. Deshalb locken auf den Sofas und Sesseln auch rote Kissen.
Kleinigkeiten? Vielleicht, es zeigt jedoch, worauf die Verantwortlichen der Malteser an der Scharfstraße achten. Dahinter steht das Konzept „Silviahemmet“, benannt nach der schwedischen Königin Silvia. Deshalb war sie auch vor einem Jahr zur Eröffnung des Treffs in Bottrop. Die deutsche Mutter der Königin war selbst an Demenz erkrankt. Aber weder in Deutschland noch in Schweden sei die Versorgung besonders gut gewesen. Deshalb habe Silvia Experten zusammengetrommelt. Die haben aus verschiedenen Ansätzen und Erfahrungen ein neues Konzept gebaut. „Es ist nicht alles neu. Es vereint das Gute aus vielen Methoden“, sagt Katja Dördrechter. Sie ist eigens nach Silviahemmet ausgebildet, hat dafür extra eine Prüfung in Stockholm abgelegt. Die Malteser sind von dem Konzept so überzeugt, dass die Hilfsorganisation nun überall in ihren Einrichtungen danach arbeiten möchte.
„Ich war anfangs skeptisch, bin aber inzwischen total überzeugt“, sagt die gelernte Krankenpflegerin. dann zählt sie die vier Säulen des Prinzips auf: „Das sind Symptomkontrolle. Angehörigenarbeit, Kommunikation und Beschäftigung sowie Teamarbeit.“ Nach diesen Kriterien würde auch jeder Gast des Tagestreffs betrachtet, um Veränderungen festzustellen und darauf reagieren zu können. „Wenn wir also veränderte Symptome feststellen, müssen wir herausfinden, was sich verändert hat. Sei es bei den Angehörigen, bei dem Gast selbst oder vielleicht auch bei uns im Team“, erklärt Katja Dördrechter das Vorgehen. Deshalb gehören auch regelmäßige Angehörigenschulungen zum Konzept Silviahemmet. Ziel der Malteser ist es, diese Schulungen auch für diejenigen zu öffnen, deren Angehörige nicht zu den Gästen des Treffs Malta gehören.
Auch an der Scharfstraße werden Beschäftigungsangebote gemacht, doch im Vordergrund steht ein geregelter Tagesablauf. Nach der Ankunft wird gefrühstückt, dann gemeinsam das Mittagessen vorbereitet und gegessen – wobei niemand zu etwas gezwungen wird.