Bottrop.
„Ahnenforschung ist auch für viele Zugewanderte ein wichtiges Thema“, sagt Stadtarchivarin Heike Biskup. Sie moderiert das Ahnungsforschertreffen im Rahmen der Begegnungswoche „Migration/Integration“ der Historischen Gesellschaft. Dazu hat die Historische Vertreter der Interkulturellen Elterninitiative Bottrop eingeladen. Einheimische und Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund tauschen sich hier über die Möglichkeiten der Ahnenforschung aus.
Bis zur sechsten Generation
Wie die meisten türkischen Migranten ist Yasar Yardim in den 60-er Jahren nach Deutschland gekommen. Als 16-Jähriger erhält er einen Ausbildungsvertrag als Bergarbeiter auf der Zeche Lohberg in Dinslaken und verlässt seine Heimatstadt Zongulkdag. Seine Frau folgt ihm 1971. Als er vor 13 Jahren pensioniert wird, wächst sein Bedürfnis, seine türkischen Familienwurzeln erforschen.
„Während sich Einheimische bei den Informationen der hiesigen Archive bedienen können, ist Ahnenforschung für türkische Migranten wesentlich aufwendiger“, erklärt Yardim. „Wir können nur bis zur sechsten Generation zurückgehen. Danach wird es sehr schwierig. Nur über die Sultanfamilien gibt es allgemein zugängliche Dokumente, die noch weiter zurückreichen.“ Auch gebe es keine Kirchenregister wie in christlichen Gemeinden. Die Imame führten keine Geburts- und Sterberegister. Außerdem gebe es in der Türkei erst seit 1931 ein Gesetz, das vorschreibt, dass jeder einen Nachnamen tragen müsse. Bis dahin wurden alle nach dem Namen ihres Vaters benannt.
Yardim hat seine Familiengeschichte bis zum Urgroßvater seines Großvaters, der Mitte des 18. Jahrhunderts als örtlicher Richter gearbeitet hat, zurückverfolgt. „Ihm wurden damals einige Ländereien vermacht, die er bewirtschaften oder verpachten konnte. Davon konnte er gut leben“, hat Yardim herausgefunden. Die wichtigsten Quellen für seine Forschung seien Einwohnerregister sowie Grundbücher gewesen. „In den Grundbüchern konnte ich nachverfolgen, wer wann welche Ländereien von wem gekauft hat.“
Das Interesse an der eigenen Familiengeschichte sei bei den jüngeren türkischen Migranten sehr stark ausgeprägt. „Vor Ort zu recherchieren sowie Kenntnisse der türkischen Sprache, sind Voraussetzung, um etwas herauszufinden“, weiß Yardim. Er selbst habe einige Tipps von Bekannten und ehemaligen Nachbarn aus seinem Heimatort erhalten.