Bottrop. .

Dass das Thema „Darmkrebs“ mit einem Tabu belastet ist, war bei der gestrigen Telefonaktion nicht zu spüren: Nahezu pausenlos klingelten die Telefone. Zahlreiche Leserinnen und Leser stellten den drei Experten am kurzen Draht ihre Fragen: Dr. Friedrich Schorr, Chefarzt für innere Medizin/Gastroenterologie am Marienhospital, Dr. Gregor Postberg, Facharzt für Innere Medizin und Dr. Christian Tirier, Facharzt für Hämatologie und Onkologie.

„Gibt es eine Obergrenze, bis zu welchem Alter man zur Darmkrebsvorsorge gehen sollte?“

Dies war sicher eine der am häufigsten gestellten Fragen, die beispielsweise auch eine 89-Jährige aus Kirchhellen beschäftigt: „Ich war vor 13 Jahren mal bei einer Darmspiegelung. Soll ich hingehen?“ Dr. Gregor Postberg stellt fest, dass dies natürlich grundsätzlich eine persönliche Entscheidung sei. „Aus ärztlicher Sicht ist dies aber auch in hohem Alter zu empfehlen.“

„Ich war noch nie bei einer Darmspiegelung. Wie läuft das ab?“

Das will eine 77-Jährige wissen. „Zunächst gibt es ein Aufklärungsgespräch. Nach einem leichten Mittagessen trinken Sie am Nachmittag vor der Darmspiegelung etwa einen Liter eines Abführmittels sowie einen Liter eines frei wählbaren Getränks, um den Darm zu entleeren“, erläutert Friedrich Schorr. „Am Tag der Darmspiegelung trinken Sie nochmals dieselbe Menge. Die Darmspiegelung selbst dauert nur etwa 20 Minuten.“

„Bekommt man eine Narkose?“

sorgt sich eine 55-Jährige. „Ich möchte nämlich am besten nichts mitbekommen.“ Dr. Schorr kann sie beruhigen, dass eine Darmspiegelung unter einer so genannten Sedierung stattfindet. „Das ist eine Kurznarkose, damit schlafen Sie gut!“

„Wie oft sollte man eine Darmspiegelung wiederholen?“

Das wollte ein 71-Jähriger wissen. „Ich war vor elf Jahren mal zur Vorsorge, ohne Befund. Soll ich noch mal hingehen?“ Dr. Christian Tirier kann dies nur empfehlen. „Auch wenn es keinen Befund gab sollte man nach zehn Jahren wieder zur Darmkrebsvorsorge gehen.“ Eine 68-Jährige war vor drei Jahren bei einer Darmspiegelung. Bei ihr wurde ein gutartiger Polyp entfernt. „Wann sollte ich wieder zur Vorsorge gehen?! Dr. Schorr erklärt, dass dies abhängig sei von Anzahl, Größe und Auffälligkeit der Polypen. „Man sagt, dass man bei Polypen, die kleiner als drei Zentimeter waren, nach drei bis fünf Jahren wieder zur Vorsorge gehen sollte. Waren es mehrere oder auffällige Polypen sollte man bereits nach drei Jahren wieder kontrollieren.“

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„Gibt es Alternativen zur Darmspiegelung?“

Eine 51-Jährige würde die unliebsame Untersuchung gerne umgehen. Und Dr. Schorr bestätigt: „Ja, es gibt die so genannte Kolonkapsel-Endoskopie. Dabei wird ein Chip mit einer Kamera geschluckt.“ Allerdings würden die Kosten (etwa 650 Euro für den Chip plus Kosten für die Auswertung) nicht von den Krankenkassen übernommen. „Zudem: Wird etwas gefunden, muss doch eine Darmspiegelung gemacht werden.“

„Wann sollte man erstmals zur Darmkrebsvorsorge gehen?“

Auch diese Frage wurde den Experten oftmals gestellt. Und eine 52-Jährige erzählt zudem: „Ich bin familiär vorbelastet. Mein Vater starb an Darmkrebs.“ Dr. Tirier rät dringend zur Vorsorge: Bei familiärer Vorbelastung sollte diese schon ab 45 Jahren durchgeführt werden.“

Einige Leser interessierte auch die „Trefferquote“ bei Darmspiegelungen. Dr. Friedrich Schorr: „Gemäß verschiedenen Untersuchungen kann man davon ausgehen, dass man bei 20 bis 25 Prozent der Untersuchten zumindest einen isolierten Polypen findet.“

„Warum ist es so wichtig, schon in so jungen Jahren zur Darmspiegelung zu gehen?“, will eine 55- jährige Leserin wissen. Dr. Christian Tirier erklärt, dass sich Darmkrebs heranschleicht. „Es kann fünf bis zehn Jahre dauern, bis er da ist. Aber er entwickelt sich über Vorstufen, wie Polypen. Entfernt man diese frühzeitig, kann sich der Krebs nicht entwickeln. Daher ist frühes Erkennen so wichtig.“