Bottrop.

„Ich glaube, dass dieser Versuch insgesamt nicht weiterführen wird“, sagt die Bottroper Jugend-Sozialarbeiterin Doris Golembiewski (26) auf die Frage nach dem eingeschränkten Alkoholangebot für Jugendliche, wie es zurzeit diskutiert wird.

Danach soll es nach 22 Uhr gar keinen Alkoholverkauf mehr geben. Auch Elisabeth Kößmeier, Abteilungsleiterin für Kinder- und Jugendförderung des Jugendamts Bottrop, zweifelt stark an dem Erfolg einer solchen Einschränkung.

Alternativen

Schlagzeilen machte der Vorstoß, als kommunale Spitzenverbände in Nordrhein-Westfalen ihn als einen Beitrag im Kampf gegen den Alkoholmissbrauch durch Jugendliche ins Gespräch brachten. Doch besteht in Bottrop tatsächlich ein Bedarf nach einem solchen Erlass oder gibt es Alternativen?

Kößmeier plädiert für eine bessere Aufklärung von Jugendlichen. Anstatt neue Gesetze zu erlassen möchte sie bewirken, dass die jungen Menschen lernen, mit Alkohol verantwortungsbewusst umzugehen. Außerdem sollten ausgelassen feiernde Jugendliche innerhalb des Stadtbilds nicht gleich überbewertet werden. Denn nach den jüngsten Statistiken der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist die Zahl von massiv Alkohol trinkenden Jugendlichen insgesamt zurück gegangen. Kößmeier: „Das Trinkverhalten hat sich verändert. Was früher im versteckten Partykeller stattfand, wird heute in den öffentlichen Raum verlagert. So kann leicht der Eindruck entstehen, mehr Jugendliche würden massiv trinken.“

Die Abteilungsleiterin weist auf ein erfolgreiches Jugendschutzprojekt in Bottrop hin: In dem Projekt „Sommerparty“ ist eine Gruppe Jugendlicher ehrenamtlich unterwegs, um Aufklärungsarbeit unter Gleichaltrigen zu leisten und sie auch auf Verstöße aufmerksam zu machen.

Eine weitere Aktion ist in Vorbereitung: In einem „Fahrschulprojekt“ sollen ausgebildete „Jugendliche Peers“ den Fahrschülern demonstrieren, was umsichtiges Verhalten bedeutet. Dabei ergänzen die jungen Leute den herkömmlichen Unterricht und das Lehrer-Schüler-Verhältnis, wovon sich die Initiatoren erhoffen, die Schüler besser zu erreichen.

Sollte es am Ende zu einer zeitlichen Beschränkung des Alkoholverkaufs kommen, fürchtet Sozialarbeiterin Doris Golembiewski als allgemeine Reaktion Verärgerung und Unverständnis: „Zum Schluss betrifft diese Maßnahme alle. Wesentlich hilfreicher wären gute Vorbilder bei gesellschaftlichen Anlässen wie zum Beispiel bei einem Schützenfest.“