Eine Woche nach dem Rücktritt des Papstes wird überall über den Nachfolger spekuliert. In den Medien werden Profile für den nächsten Stellvertreter Christi auf Erden entworfen, die an öffentliche Stellenausschreibungen erinnern. Doch Propst Paul Neumann hält nicht viel von all den Spekulationen. „Überall wird darüber diskutiert, aus welchem Land der neue Papst kommen soll. Es existieren schon Listen von Themen, denen er sich als erstes widmen soll“, sagt Neumann. „Wichtig ist doch zunächst anderes“, hält der Stadtdechant dagegen. „Der neue Papst, das sollte doch vor allem ein Mensch mit einer geistigen Ausstrahlung sein. Er sollte das Vertrauen in die Kirche, das auch durch den Missbrauch, zuletzt durch die Abweisung einer Frau in Kölner Kliniken verloren gegangen ist, zurück gewinnen.“
Herz, Verstand und Heiliger Geist
Die großen Themen in der Kirche wie etwa der Zölibat (Ehelosigkeit der Priester), Frauen und kirchliches Amt oder die Sexualmoral, „diese Themen müssen angegangen werden“, davon ist Propst Neumann überzeugt. Dennoch sollte der neue Papst vor allem über eine Ausstrahlung verfügen, die zum Glauben einlädt. „Gott spielt im Alltag vieler Menschen eine immer geringere Rolle.“ Die großen Streithemen hingegen sollten nicht als Hauptkriterium gelten. Dennoch: „Wir müssen dranbleiben.“
Auch Rita Brauckmann, Vorsitzende des Katholikenrates in Bottrop, hält persönlich nichts davon, den Kardinälen, die im März den neuen Papst wählen, mit Forderungen zu kommen. „Wir können uns keinen neuen Papst backen.“ Die erste Laienvertreterin in der Stadt ist aber überzeugt, dass nicht nur Verstand und Herz der 117 wahlberechtigten Kardinäle gefragt sind, „auch der Heilig Geist muss wehen -- nicht nur ein bisschen.“ Denn: „Die Kardinäle müssen den aussuchen, der der Beste ist“.
Forderungen will sie keineswegs formulieren, aber Wünsche hat sie schon. Ein wenig jünger solle er vielleicht sein, findet sie. Und er solle sich trauen, mit überlieferten Riten zu brechen. Das fange mit dem äußeren Pomp an. „Für viele Menschen, die am unteren Rand der Gesellschaft hat der Hermelin-Besatz am Gewand keine Bedeutung. „Ich kann mich nicht erinnern, dass Christus mit Pomp unterwegs gewesen ist.“
Und sie wünscht sich, dass das Miteinander in der Kirche etwas „Normales“ wird. Wünschenswert wäre auch, wenn sich Ökumene nicht nur auf die Orthodoxie beziehen würde, wenn auch protestantische Christen stärker wertgeschätzt würden. Reformen, sagt Rita Brauckmann, seien dann erst der nächste Schritt. Aber sie erinnert auch an etwas anderes: „Es gibt genügend Punkte, die wir ohne da Ja aus Rom tun können.“ Genau daran arbeite die Kirche hier gerade.