In Bottrop fühlt sich NRW-Umweltminister Johannes Remmel ganz in seinem Element. Schließlich ist die Stadt Standort eines der prominentesten Umweltschutzprojekte überhaupt – Innovation City. Und Remmel ist von der Grundidee des Vorhabens sehr angetan. Das machte er am Aschermittwochabend bei einer Diskussion auf dem Campus der Hochschule Ruhr West deutlich, zu der die Grünen eingeladen hatten. Denn um die angepeilten Klimaziele zu erreichen, brauche es Pioniere, die neue Ideen auch umsetzten. „Wir haben die Potenziale“, sagte Remmel mit Blick auf Industrie und Wirtschaft in NRW, „aber wir brauchen Pioniere. Innovation City ist so ein Pionier“.
Kritik an dem Flächenverbrauch
Innovation City und grüne Stadt, sagte er, das passe zusammen. „2050“, zitierte er aus neuen Studien „werden 70 Prozent der Menschen weltweit in Megastädten leben.“ Grüne Stadtgestaltung werde daher künftig massiv an Bedeutung gewinnen. Die angestrebten EU-Klimaziele – Reduzierung der Treibhausemissionen um 80 Prozent bis 2050 – seien aber nur zu erreichen, so Remmel, wenn es zu einer ökologisch-industriellen Revolution komme. Und dafür habe NRW gute Voraussetzungen, unter anderem wegen der dichten Hochschullandschaft und ihren Energie-Lehrstühlen, aber auch wegen der Industrie. Nun müssten sich allerdings auch Menschen aufmachen und Initiativen entwickeln.
Die Teilnehmer der Diskussion waren nicht immer so angetan von dem Bottroper Klima-Vorzeigeprojekt wie der grüne Minister. So kritisierte ein Zuhörer, dass Innovation City bei den Bürgern hohe Erwartungen geweckt habe, die aber bisher kaum erfüllt worden seien. „Geblieben ist eine Beratung für Bürger über Kredite für die energetische Sanierung ihres Wohnraumes“, so der Vorwurf. Dass sie Fördergelder erhielten, sei hingegen nicht ersichtlich. Mehrfach kam die Abholzung der Bäume an der Osterfelder Straße zur Sprache. „Das sehen wir kritisch“, gab Sigrid Lange, Ratsfrau der Grünen, dem Umweltminister mit auf den Weg. Aber auch der von OB Bernd Tischler favorisierte Ausbau der A 52 stieß auf Widerspruch. „Das alles im Einzugsgebiet von Innovation City -- das passt nicht“, hieß es. Auch der Ausbau des Kraneburger Feldes sowie der Flächenverbrauch etwa in Feldhausen wurden als Gegenbeispiele eines Konzeptes für eine grüne Stadt angeführt.
„Wo grüne Stadt drauf steht, sollte schon grüne Stadt drin sein“, befand Johannes Remmel dazu. Aber er wiederholte auch, dass er die Innovation-City-Idee, bis 2020 die Hälfte des Energiebedarfs einzusparen, „spannend“ findet. Es müsse jedoch eine breite Bürgerbeteiligung geben. „Ich bin erstaunt, dass es so nicht stattfindet“, sagte er.