Bottrop. Malermeister Edgar Wiese arbeitet am liebsten mit Kalk- und Lehmputzen. Er legt viel Wert auf Tradition und altbewährte Techniken. Bei Chemie im Hause ist er vorsichtig.

Edgar Wiese ist Malermeister mit einem Hang zu natürlichen Beschichtungen. Kalk- und Lehmputze sind seine große Leidenschaft. „Ich bin der Meinung, dass es gerade im Innenbereich sinnvoll ist, mineralische Stoffe zu verbauen. Chemische Kunststoffe nutzen sich wesentlich schneller ab und können auch Giftstoffe abgeben – sie bilden zum Beispiel einen Nährboden für Schimmelbefall“, so Wiese.

Kalk- und Lehmputze hätten gegenüber chemischen Kunststoffen nicht nur optische Vorteile. „Sie enthalten auch keine allergenen Stoffe wie Weichmacher und Dis-persionen. Außerdem verschmutzen sie nicht so schnell wie zum Beispiel Latexfarbe.“ Diese Unterschiede schlagen sich natürlich auch im Preis nieder. „Die Lehmverputzung kostet im Vergleich zum Anstrich einer Raufasertapete ungefähr das Doppelte.“ Wirklich kostenintensiv sei aber nur die Erstrenovierung. Wenn eine Überarbeitung nötig werde, der Grundstoff aber bereits vorhanden sei, müsse der Kunde weit weniger tief in die Tasche greifen.

Handwerker und Künstler

Der umtriebige Handwerker macht auf der einen Seite das, was jeder Malermeister tut – er streicht Wände und Decken. Doch ist das längst nicht alles. Im Auftrag eines Kunden bemalte er die Wände einer Zahnarztpraxis. Wiese war für Renovierungsarbeiten im Schloss Beck verantwortlich und stellte zuletzt bei der „Jahresausstellung Bottroper Künstler“ im Quadrat aus. Denn Wiese versteht sich als Handwerker und Künstler.

Wieses Leidenschaft für altbewährte Arbeitstechniken und natürliche Rohstoffe spiegelt sich auch an der Fassade seiner Werkstatt wieder. Über der Eingangstür thront das Wappen der Malerinnung. „Das ist eine Reminiszenz an alte Traditionen. Im Mittelalter durften die besten Maler die Schilde der Ritter mit deren Familienwappen bemalen. Das war damals eine große Ehre. Daraus wurden später die Zunftwappen, die sich heute nur regional unterscheiden“, erklärt Wiese.

Der Malerbetrieb von Edgar Wiese existiert in seiner jetzigen Form seit fast drei Jahren. „Ich hatte mich zwar schon 2002 nebenberuflich selbstständig gemacht, aber hauptberuflich weiterhin bei dem Maschinenbauer gearbeitet, bei dem ich erst als Spritzlackierer und später in der Endkontrolle tätig war.“ Wiese hat sich entschieden, den sicheren Arbeitsplatz zu verlassen und seiner eigentlichen Leidenschaft zu folgen. „Das war nicht einfach. Ich habe eine fünfköpfige Familie zu versorgen und habe ein gewisses Risiko in Kauf genommen.“

Lehrling erwünscht

„Ich würde mich freuen, selbst einen Lehrling ausbilden zu können. Bisher fehlte mir dazu die Zeit, andere Dinge gingen vor. So ein Geschäft will ja zum Laufen gebracht werden. Ich nehme nun gerne Bewerbungen entgegen.“