Bottrop. Erstmals übernehmen die früheren Bottroper Karnevals-Prinzessinnen den Rosenmontagszug in der Innenstadt an. Die Krone haben sie längst weitergegeben. Charme und Fröhlichkeit sind jedoch geblieben.
Die Krone haben sie längst an andere weitergegeben - Charme und eine ansteckende Fröhlichkeit sind aber bis heute ihr Markenzeichen geblieben. „Bottrop Helau!“ - das klingt immer noch wie geschmiert aus den Kehlen der 20 ehemaligen Bottroper Karnevals-Prinzessinnen, die in diesem Jahr erstmals den Rosenmontagszug durch die Innenstadt anführen.
In ihren burgunderroten Roben mit elegant gemustertem schwarz-silbernen Innenfutter, Orden und schicken Hüten nehmen sie gegen 10.20 Uhr Aufstellung in der Essener Straße. Dort säumen die Menschen schon in Zweier- oder Dreierreihen den Bürgersteig, der Kiosk dürfte das Geschäft des Jahres machen. Wenige Minuten später setzt sich der Zug in Bewegung.
Mia I. - Prinzessin vor 39 Jahren
Vor den Prinzessinnen marschiert nur in strahlendem Rot das Jugendmusik-Korps Essen-Schonnebeck. Königliches Entree für den „alten“ Bottroper Karnevals-Adel. Einige stammen aus Familien, deren närrischer Stammbaum schon mindestens in die dritte Generation zurück reicht. Seit 22 Jahren nun treffen sich die gekrönten Ex-Prinzessinnen. Eine Schnapszahl, die eben mit einer Premiere gefeiert werden muss. Als eigene Gruppe im traditionellen Zug.
Anneliese I., Christa I., Elsbeth I., Mercedes I., Bernhardine I., Ruth I.: Namen mit Zusatz wie aus dem genealogischen Handbuch. Und Karneval hält offensichtlich jung. Dass Mia I. (Jungmann) ihrem Nachnamen Ehre macht, wird spätestens dann klar, als sie ihr Alter andeutet. „Über 80 - und Karnevalsprinzessin war ich vor 39 Jahren.“ Hut ab, Frau Jungmann! Mia I. Mit roten Rosen und auch Stofftieren für die kleinen Zug-Gäste marschiert Mia I. zu den Marsch- und Schlagerklängen durch die Stadt. Klar, bis zum Rathaus. Wenn schon, denn schon . . .
Sie alle sind untereinander mehr oder weniger vernetzt. So ist das im Karneval. Auch die Kostüme entstanden in Gemeinschaftsarbeit. Die Entwürfe stammen von Berni Lützenburg - Bernhardine I. Die Vorsitzende der Kunstgemeinschaft zeichnet für die Entwürfe verantwortlich. Genäht haben alle. Prinzessin hin oder her: Karneval ist irgendwie doch eine demokratische Angelegenheit.
Auch auf der Böckenhoffstraße - leider geht der Zug nicht mehr direkt durch sondern um die Innenstadt herum - haben die Ex-Prinzessinnen noch die Nase vorn - und den Kopf oben. Hut und Umhang sitzen perfekt. Gelernt ist eben gelernt., findet Elsbeth I., die beherzt „bützt“. Nur Christa I. hat schon mal die Abkürzung genommen. „Christa’s Grill“ braucht offensichtlich doch die Hände der Chefin. Aber man erkennt sich wieder - auch ohne große Robe. Helau!