Die meisten Klassenfahrten hinterlassen bleibende Eindrücke bei den Schülern. Ein bisschen freier von den Alltags-Schulzwängen bieten sie Gelegenheit, den Lehrer von einer ganz anderen Seite kennen zu lernen, die Klassengemeinschaft zu festigen, Freundschaften zu schließen oder die erworbenen Sprachkenntnisse auch außerhalb des Klassenraums zu testen. Doch die Zukunft so mancher Schulfahrt steht jetzt in den Sternen.
Skifahren in Tirol
Denn zwei Gerichtsurteile beschieden, dass Lehrern künftig die vollen Kosten für diese Fahrten erstattet werden. Bisher hatten sie freiwillig einen großen Teil aus eigener Tasche zugeschossen. Das geht nun nicht mehr. Zwar hatte das Land erklärt, das Budget dafür um zwei Millionen Euro zu erhöhen, aber ob das reicht, ist offen. Daher wird in diesen Tagen in den Schulen lebhaft über mögliche Konsequenzen beraten.
„Wie es weiter geht? Ich weiß es noch nicht“, räumt Siegfried Bojarra, stellv. Schulleiter der Willy-Brandt-Gesamtschule, ein. „Wir müssen erst sehen, welche Mittel uns künftig zugesprochen werden.“ Dabei steuerte die Schule – ebenso wenig wie die anderen Schulen hier – auch bisher schon keine Luxusziele an. So fuhren die jüngsten Schüler beispielsweise in die nähere Umgebung, Klasse zehn fährt meist nach Berlin. Die Abschlussklassen fuhren, je nach Leistungskurs, etwa nach London oder auch in die Toskana. Diese Fahrt, so Bojarra, habe rund 350 Euro gekostet.
Eher bodenständig waren auch die Ziele des Gymnasiums Heinrich Heine bisher. Skifahren in Tirol etwa (Klasse 7), erklärt Direktor Martin Welling. Die Abschlussfahrt führte z. B. nach London oder mit dem Kunst-Leistungskurs nach Norditalien. In Zukunft, davon geht der Schulleiter zunächst aus, werde es wohl für jede Schule einen bestimmten Betrag geben, genehmigt würden dann nur noch die Fahrten, die sich in diesem Rahmen bewegen. Nicht betroffen seien jedoch Reisen für 2013, die schon genehmigt sind. Martin Welling jedenfalls würde im Zweifel am ehesten auf die Oberstufenfahrten verzichten – weil die Unterrichtszeit wegen der G8-Verkürzung ohnehin sehr knapp sei.
Aber es gibt auch einen weiteren Grund für die Überlegungen des „Direx“: Manchmal, sagt er, gebe es Diskussionen bei Schülern über den Komfort der Unterkunft. „Das macht mich nachdenklich.“ Klassenfahrten sollten Gemeinschafts-bildend sein, insgesamt einen bildenden Charakter haben. Wenn der Spaß-Faktor aber zu wichtig werde, würde dieses Ziel verfehlt. Dennoch ist Welling sicher: „Wir werden vernünftige Lösungen finden.“
„Ich würde wieder dazu bezahlen“
Marlies Overdiek, Schulleiterin der Marie-Curie-Realschule, jedenfalls würde es sehr bedauern, wenn für ihre Schüler künftig Fahrten ausfallen müssten. Bisher fuhren die Jüngeren in Jugendherbergen in der näheren Umgebung, Klasse 10 zum Skifahren nach Tirol oder zum Surfen nach Holland. „Viele von unseren Kindern kommen später nicht mehr ans Skifahren oder Surfen, für sie ist das etwas ganz Besonderes.“ Die Obergrenze bei den Kosten läge bei rund 360 Euro. Für alle Lehrer zusammen gebe es einen Topf von 1200 Euro – das reiche allerhöchstens für ein Drittel der Lehrer-Kosten. „Ich habe früher bei den Fahrten immer dazu bezahlt und ich würde es jederzeit wieder machen“, sagt sie mit voller Überzeugung. „Das war es mir und meinen Kollegen wert.“
Ähnlich sehen das andere Schulleiter. „Die Fahrten haben einen großen pädagogischen Wert“, begründet Reinhard Schönfeld, Leiter des Josef-Albers-Gymnasiums, vor allem die für die Jüngsten in Klasse 5. Bei der Oberstufe habe man sich bereits auf ein Reduktion geeinigt. „Wir werden nun in Ruhe in den Gremien beraten, was wir machen können.“
Auch Theodor Szewczyk von der Hauptschule Lehmkuhle überlegt noch, wie die Neuerungen zu übertragen sind. „Es würde aber Wichtiges wegbrechen, wenn die Fahrten ausfielen“, da ist sich der Schulleiter sicher. Sicher ist er aber auch in der Beurteilung der alten Regelung. Hirnrissig sei es gewesen, dass Lehrern Dienstreisen nicht bezahlt worden seien.