Bottrop. .

Die Geschichte ist simpel und vielen längst bekannt, doch eine Aufführung von Sergej Prokofjews Geniestreich „Peter und der Wolf“ hat immer wieder seinen Reiz. Die Story um den ebenso mutigen wie cleveren Jungen, der den „bösen“ Wolf fängt, beweist auch heute noch ein großes Echo bei Jung und Alt. Die Kirche St. Johannes erlebte deshalb eine willkommene Musik-Inszenierung, an deren Erfolg der Orgelsolist Andreas Fröhling, die heimische Ballettschule Zurhausen und Erzähler Jürgen Hinninghofen jeweils einen großen Anteil hatten. Doch als es hieß, Peter würde den Vierbeiner aus dem Wald in den „Bottroper Zoo“ bringen, kam Beifall auf. Eine Wunschprojektion für die städtische Zukunft? Ein Tiergarten statt oder zusätzlich zum Movie Park? Wer weiß . . .

Die ersetzt ein ganzes Orchester

Die Großartigkeit der melodischen und gesamtmusikalischen Anlage: Jedes Bild – vom spielerischen Tanz der Enten bis zur Katze auf dem Baum, vom Vogelgezwitscher bis zu Großvaters mahnenden Worten, von der Jägerschar bis zur Erfolgsprozession am Schluss – kleidet der russische Komponist in erzählerisch-anekdotische Glaubwürdigkeit. Die Geschichte wird sinnlich und dramatisch berichtet. Jürgen Hinninghofen verlieh ihr dabei Deutlichkeit und Überzeugung.

Andreas Fröhling kann in diesem Stück die Orgel wie ein farbiges Orchester behandeln. Da juchzen und jubeln die Register, die Gefahr wird im Bass herauf beschworen, der Vogel flötet in der Höhe, die Jagdgesellschaft knallt wild mit den Gewehren, Peter triumphiert im festlichen Marsch. Farben über Farben leuchten auf in dieser Partitur.

Talentierter Tänzernachwuchs

Prokofjew hat für dieses Musikabenteuer immer die richtigen Töne und Motive. „Peter und der Wolf“ kann sicherlich mit pädagogischen Werten punkten, doch die Musik behält eindeutig den Vorrang. Kinder und Erwachsene erleben ein musikalisch geglücktes Märchen mit kleinen Dramen und heiterem Ausgang.

Die talentierten Kinder der hiesigen Ballettschule übernehmen ihre Rollen – Enten, Katzen, Vögel, Wolf, Peter oder auch die Jagdgesellen – mit Ballerinen-Anmut und tänzerischer Eleganz. Die Choreografie ist zwar streng, aber engt die Kleinen nicht in ihrem Bewegungsdrive ein. Sie folgen gern der Musik. Und die farbenprächtigen Kostüme in Gelb Grün, Weiß, Schwarz und Rot sorgen zusätzlich für Augengenuss. Alle Akteure wurden nach der Premiere einhellig gefeiert. Und damit hatte das Festival „Orgel Plus“ einen weiteren Höhepunkt zu verzeichnen.

Das Jubiläumskonzert I: Wie eine Hitliste des Barock

Wie ein „Best-of-Barock“ kam das erste Jubiläumskonzert der 25. Ausgabe des Festivals „Orgel Plus“ daher. Zwei Teile aus Vivaldis „Die Jahreszeiten“ - der „Herbst“ und „Winter“ oder Albinonis bekanntes g-Moll „Adagio“ für Orgel und Streicher: Da war der hohe Wiedererkennungswert im übervollen Kammerkonzertsaal garantiert.

Kammerkonzertsaal sogar auf der Bühne bestuhlt

Aber mit einem hübschen Mandolinenkonzert aus der Feder des „roten Priesters“ - Vivaldi hatte rote Haare - setzten Solist Daniel Ahlert und die als Festival-Kammerorchester engagierten „Gelsenkirchener Barock-Solisten“ einen ungewöhnlicheren Akzent.

Exakt, wenn auch nicht stets lupenrein, manches Mal ein wenig holzschnittartig, bereiteten die Barock-Solisten den Klangteppich auch für Händels „Salve Regina“. Bei dieser Vertonung der marianischen Antiphon gab es ein Wiederhören mit dem klaren und immer noch erfrischend leichten Sopran von Anneli Pfeffer.

Herzstück des Abends war Vivaldis Doppelkonzert für Violine und Oboe mit zwei Festival-Stammgästen, Marcellus und Markus Menke, als Solisten. Zwischen beiden - letzterer hatte neben der Solovioline auch die Leitung des Abends inne - entspann sich ein einfühlsamer Dialog, wie er nur aus langer Zusammenarbeit erwächst. Delikat: die blühende Oboenmelodie über dem Geigenpizzicato im Largo.

Der Reigen schloss, wie er begann: Mit Vivaldi - und Frank Düppenbecker und Julian Meiselbach als strahlenden Solisten im bekannten C-Dur-Konzert für zwei Trompeten und Streicher. DA