Bottrop.
Im Stadtarchiv werden systematisch Unterlagen gesammelt, die für die Bottroper Geschichte von Bedeutung sind. Das sind in erster Linie amtliche Akten und Dokumente der früheren Gemeinde- und heutigen Stadtverwaltung. Aber auch Privatpersonen bringen uns häufig Interessantes. Gerade diese Schriftstücke oder Fotos sind wichtige Ergänzungen „offizieller“ Dokumente.
Dokumente der Nachfahren
Der Erste Weltkrieg wird das Thema der nächsten Präsentation sein. 2014 jährt sich der Ausbruch dieses Krieges, der als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet wird, zum 100. Mal. Wichtig ist es uns zu zeigen, welche Auswirkungen der „Große Krieg“, wie er in u. a. Frankreich heute noch genannt wird, in Bottrop hatte. Wie haben die Bürger diesen Krieg erfahren und was mussten sie in dieser Zeit erleiden? Ich hoffe, dass wir noch weitere persönliche Dokumente von Nachfahren bekommen werden, die diese Aspekte beleuchten. Eine Bottroperin hat uns bereits Fotos ihrer Großmutter und persönliche Briefe, die ihr Mann auf Schlachtfeldern an sie geschrieben hat, gegeben. 1916 ist er in Verdun gefallen, und seine Frau musste als junge Witwe mit zwei kleinen Kindern das Leben alleine meistern.
Bruno Blümke hat dem Stadtarchiv kürzlich ein großformatiges Album des „Deutschen Lehrervereins“, dem Vorläufer der GEW, übergeben. Es enthält Fotos und Lebensläufe von Bottroper und Osterfelder Lehrern, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Junge Männer, der Älteste war 29, der Jüngste gerade mal 20 Jahre alt.
Wir leben seit über sechs Jahrzehnten in Frieden, haben gute Beziehungen zu den Menschen unserer damaligen Feindländer, z. B. in Großbritannien und Frankreich. Für ein anderes Ausstellungsprojekt habe ich vor zwei Jahren in unserer Partnerstadt Tourcoing in Nordfrankreich im dortigen Stadtarchiv recherchiert, und es sind Kontakte entstanden. So entwickelte sich nun die Idee, in der Ausstellung über den Ersten Weltkrieg nicht nur zu zeigen, was hier damals bei uns, sondern auch was in Tourcoing geschehen ist. Wenn man miteinander durch eine Städtepartnerschaft verbunden ist, ist es auch wichtig, die Geschichte des anderen zu kennen.
Ich habe mich daher auch sehr über eine Mappe gefreut, die Wilfried Krix nun dem Stadtarchiv geschenkt hat. Sie enthält 12 Postkarten aus Tourcoing, die verschiedene Ansichten der Stadt zeigen. Vermutlich sind sie in der Zeit um den Ersten Weltkrieg entstanden, wie die Menschen, die auf den Fotos abgebildet sind, annehmen lassen.
Es sind gerade die Menschen, die die Geschichte lebendig werden lassen. Und das soll auch die geplante Ausstellung vermitteln. Deshalb hoffe ich, dass wir noch weitere Unterlagen oder Fotos aus dieser Zeit bekommen, die bei dem einen oder anderen in der Schublade schlummern.
Das Stadtarchiv versteht sich als Dokumentations- und auch als Informationsstelle für die Bottroper Geschichte. Eine Aufgabe ist es, durch Ausstellungen Themen der Bottroper Geschichte aufzuarbeiten und zu zeigen.
„Momentan arbeiten wir schon an der übernächsten Ausstellung, die 2014 gezeigt werden soll“, sagt die Leiterin des Stadtarchivs, Heike Biskup.