Bottrop.

Eine Stadt im positiven Wandel. So bilanziert Bernd Tischler das Bottroper Geschehen und das, was sich aller Voraussicht nach noch ereignet. Im WAZ-Interview blickt der Oberbürgermeister auf dieses und das kommende Jahr.

WAZ: Zu den einschneidenden Beschlüssen gehört das Sparpaket. Der spektakulärste Reflex darauf war der Wunsch nach Erhalt des Stenkhoffbades.
Bernd Tischler: Mit dem Sparpaket haben wir Möglichkeiten definiert. Das Stenkhoffbad kann angesichts von drei perfekten Hallenbädern geschlossen werden, um viel Geld zu sparen. Wir stoßen nun auf engagierte Meinungsäußerungen, und das ist in Ordnung.

Ist die Teilnahme am Stärkungspakt richtig?
Es ist ein Vorteil, dass wir damit wieder Herr des Verfahrens sind. Ich erlebe bei Etat-Fragen eine Diskussionskultur, die von Respekt getragen ist. Die Ergebnisse zeigen vielen Menschen wieder Licht am Ende des Tunnels.

Wie viel Gestaltungsraum hat der Rat angesichts der Sparauflagen?
Wir haben in Bottrop etwas anderes als andere Städten getan: Wir haben eine Dreiteilung vorgenommen: Steuern anheben, Leistungen senken und Einsparungen vornehmen. Das macht die Auflagen erträglicher. Wenn man sich anschaut, wie sich die Stadt entwickelt und außerdem sieht, dass eine Menge an Fördermitteln von EU, Bund und Land nach Bottrop fließen, dann ist durchaus Gestaltungsraum vorhanden.

Was wird aus der Stadtmarketing-Gesellschaft?
Ich habe den Auftrag, zum Frühjahr ein Konzept zu erarbeiten. Wir müssen die Kosten reduzieren. Das wird sicher eine Senkung der Standards bedeuten.

Kommen wir zu Innovation City.
Das Projekt wird immer gewichtiger. Im Pilotgebiet drehen sich die Kräne, und es sind viele Gerüste aufgebaut. Allein die Vivawest-Investition von 29 Millionen Euro liefert eine konkret messbare Auswirkung. Es geht um die Energiewende von unten. Bereits heute ist Bottrop die Stadt in NRW mit der größten Dichte an E-Zapfsäulen und Solarflächen. Demnächst kommen Kraft-Wärme-Anlagen für 100 Gebäude hinzu. Das Handwerk ist gut ausgelastet. So entstehen nicht nur neue Jobs, sondern auch ein neues Image. Die Stadt spielt jetzt in einer höheren Liga.

Wohin führt der Weg in der Schuldebatte?
Es werden weniger Kinder in Bottrop leben. Daran kommen wir nicht vorbei. Deshalb müssen wir Schulen auflösen. Ich werbe darum, keine ideologische Debatte zu führen, sondern respektvoll um die beste Lösung zu ringen.

Werden für manche kurze Beine die Wege demnächst länger?
Längst nicht überall, aber zum Beispiel auf dem Eigen. Wir können mit zehn, zwölf Kindern keine Klassen mehr bilden. Ich darf das nicht mehr. Letztlich ist der Elternwille entscheidend. Die Eltern der zukünftigen Schüler entscheiden darüber, wo sie ihre Kinder anmelden und damit welche Schulen sie wollen.

In der Innenstadt ist was los.
Ja, das ist eine Erfolgsgeschichte: Kaufland, der ZOB, der Berliner Platz, bald das Hansa-Center. Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, dass unsere Pläne Schritt für Schritt in die Realität umgesetzt werden.

Hat der Saalbau eine Chance?
Wir schießen für den Saalbau jedes Jahr 670 000 Euro zu. Niemand sagt uns, woher das Geld kommen soll. Mit dem Lichthof des Berufskollegs gibt es eine Alternative als Veranstaltungsraum. Ich glaube, der Saalbau ist ein Auslaufmodell.

Thema A 52. Wie stehen die Chancen auf Verwirklichung?
Ich respektiere den Gladbecker Bürgerentscheid, aber dort wird nicht über die Bottroper Belange entschieden. Ich kämpfe für die A 52 und befinde mich damit in Gesellschaft von Landesregierung, Wirtschaft, Initiativkreis und einigen Nachbarstädten. Auch die Bundesmittel liegen bereit. Die Chancen stehen also nicht schlecht.

Wie sehen Sie die Zukunft des Gewerbegebiets am Flugplatz?

Ich möchte an der Entwicklung des Gebiets festhalten. Eine Vermarktungsstudie soll definieren, wie flugaffine Betriebe angesiedelt werden können. Der Rat muss dann entscheiden, wie eine möglicherweise übrig bleibende Fläche genutzt wird.