Bottrop. . Anfang Dezember sollten die Ersparnisse eines Sparclubs in Bottrop ausgezahlt werden. Doch stattdessen wurden die Sparer immer wieder vertröstet. Nun ist die Lottoannahmestelle, in der sie sparten, geschlossen. Viele Mitglieder haben Anzeige erstattet. Die Polizei rechnet mit 300 Geschädigten.

Das Jahr über hatten die Mitglieder eines Sparclubs fleißig eingezahlt. Regelmäßig steckten sie Geld in den Sparkasten in der Lotto-Annahmestelle an der Scharnhölzstraße. Kurz vor Weihnachten dann die bittere Nachricht: Das Geld ist offenbar weg. An der Ladentür hängt ein handgeschriebener Zettel: „Geschlossen“. Die Inhaber sind nicht erreichbar. „Eigentlich sollten wir das Geld an Nikolaus bekommen“, sagt eine der mutmaßlich Geschädigten. Doch statt des Geldes gab es Ausreden. „Wir wurden vertröstet. Man hat uns nur belogen.“

Polizeieinsatz vor dem Ladenlokal

Dienstagnachmittag rückte die Polizei an. Zahlreiche Geschädigte hatten sich vor dem Laden getroffen und verlangten ihr Geld. Die Beamten mussten die Menge beruhigen und rieten dazu, Anzeige zu erstatten. Der Aufforderung kamen viele nach. Von der Polizei war zu hören, dass „die Menschen sich hier die Klinke in die Hand geben“. Offiziell sagt Sprecherin Ramona Hörst: „Wir rechnen mit rund 300 Geschädigten.“ Wie hoch der mögliche Gesamtschaden sei, könne noch niemand sagen.

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Das Problem: Einige Sparer wissen nicht genau, wie viel Geld sie in den Kasten gesteckt haben: „Ich denke, das waren so 300 bis 400 Euro. Immer wenn ich etwas übrig hatte, habe ich gespart“, sagt eine Frau. Ihre Hoffnung: „Vielleicht gibt es ja noch das Buch, in dem die Einzahlungen eingetragen wurden.“ Wobei sie selbst sagt: „Ich glaube nicht, dass wir das Geld noch sehen. Das ist weg.“ Ähnliche Befürchtungen hat eine andere Sparerin. Sie hatte 590 Euro eingezahlt. „Das Geld wird weg sein. Dabei wollte ich davon noch Geschenke kaufen.“ Die Frau ist bitter enttäuscht. Eine Nachbarin, so sagt sie, hätte sogar über 2000 Euro verloren.

So etwas sei nun schwer nachzuprüfen, sagt ein anderes Clubmitglied. Denn: „Der Laden hier war eine Institution. Man kennt sich, und man hat sich vertraut. Schließlich ging das über Jahre so.“ Vertrauen, das möglicherweise teuer bezahlt werden muss. Denn im Gespräch mit der WAZ konnte keiner der mutmaßlich Geschädigten sagen, bei welcher Bank überhaupt ein Konto geführt wurde.

Das Fachkommissariat für Betrug ermittelt gegen eine Beschuldigte, die von den Anzeigenstellern genannt wurde. Romana Horst: „Wir sammeln Anzeigen, verhören Zeugen und Beschuldigte, prüfen, ob es andere oder weitere Verantwortliche gibt, dann geht der Vorgang zur Staatsanwaltschaft.“ Die entscheide, ob Anklage erhoben werde.