Bottrop. .

Bundespräsident Joachim Gauck besucht Bottrop, Landes- und Bundespolitiker haben unsere Stadt als Dienstreiseziel entdeckt. Und Oberbürgermeister Bernd Tischler referiert im fernen Japan. Die Basis für solche noch vor wenigen Jahren undenkbaren Ereignisse liefert ein Projekt, das diese Stadt, ihr Image verändert hat und noch mehr verändern wird. Innovation City.

Neben viel Beratung im ZIB am Südring, im Center am Pferdemarkt und der von Innovation-City-Skeptikern kritisierten fehlenden Umsetzung werden jetzt zunehmend Projekt-Ergebnisse präsentiert. Eins der Musterbeispiele: das seit drei Jahren leer stehende Gebäude Hansastraße 15. „Es ist weltweit das erste Geschäftshaus, das saniert und umgebaut wird zu einem Plus-Energie-Haus“, sagt Immobilienunternehmer Oliver Helmke, einer der drei Preisträger, die sich als Eigentümer um den Umbau ihrer betagten Immobilien in so genannte Plus-Energie-Häuser beworben hatten – ein Innovation-City-Projekt.

„Bayer Material Science“ als Partner

Die komplette technische Infrastruktur des 1963 erbauten Hauses wird energetisch saniert, „das betrifft jeglichen Verbrauch“, so der 34-Jährige Helmke, „von Aufzug und Lüftung über Beleuchtung und Kühlschrank bis zum Computer und zur Handy-Aufladung – und eben nicht nur die Heizung.“ Bei der Renovierung werden zudem nachhaltige Mittel verwendet. Helmke: „Beispiel Dämmstoffe – wir wollen wissen, wie sie hergestellt und wie sie entsorgt werden.“

Das alles führt in der Konsequenz zu einer energetischen Gesamtbilanz, die für den „normalen“ Mieter von heute vorerst ein Traum bleibt, „wir vermieten ohne Nebenkosten“, so der gelernte Bankkaufmann. Und es klingt zunächst paradox, wenn er sagt: „Eine Steigerung der Energiekosten kommt uns zugute. Denn in dem Plus-Energie-Haus wird mehr Energie produziert als verbraucht.“ Dafür sorgen u.a. der Einsatz von Hochleistungs-Photovoltaik, Wärmerückgewinnung und Windenergie. „Wir nutzen ergänzend Fernwärme und Erdwärme, aber nur minimal“, gesteht Helmke.

Faktor zwei sind die Energiesparmaßnahmen, wie etwa der Lichtverbrauch: Die dreifach verglasten Fensterscheiben enthalten in einer Schicht Lamellen, die das Tageslicht unter die Zimmerdecke leiten und somit den Lampeneinsatz reduzieren. Oder: Auf dem Dach wird Tageslicht „eingefangen“ und durch „Light-Tubes“ (Lichtröhren), in schlechter belichtete Räume geleitet. „Wir versorgen also mit echtem Tageslicht“, schwärmt Helmke, der sich und sein Team mit 14 Mitarbeitern als Projektentwickler sieht. Mit dem nötigen Know-how unterstützt wird die Helmke GmbH von der Bayer Material Science, die sich im Verbund mit weiteren innovativen Gebäudetechnik-Unternehmen befindet. Oliver Helmke: „Den Kontakt zu Bayer vermittel hat Innovation City.“

Gebäude wird um eine Etage aufgestockt. Baubeginn Anfang 2013

„Das Haus wird im nächsten Jahr 50 Jahre alt. Nach 50 Jahren bauen wir dann was für die Zukunft“, sagt Projektplaner Oliver Helmke. Die Gesamtinvestition für den Umbau schätzt er auf zwei Millionen Euro.

Auftakt der Bauarbeiten soll Anfang 2013 sein. Bereits im Frühherbst sollen die ersten Mieter einziehen. Die Entkernung ist nahezu abgeschlossen. „Weitere Schritte haben wir erstmal storniert. Die technische Planung muss abgestimmt werden mit den Bayer-Komponenten, das ist sehr aufwändig. Und wir wollen auch den Glühweinstand davor nicht vertreiben“, schmunzelt Eigentümer Oliver Helmke.

Das Gebäude wird um eine Etage aufgestockt, die Fassade bis auf den Rohbau komplett abgerissen und modernisiert. Bis aufs Erdgeschoss sind ausnahmslos Büroflächen mit Einheiten von je 150 qm geplant. „Ich glaube, dass es potenzielle Mieter gibt, zu deren Firmen-Philosophie unser Plus-Energie-Haus passt“, sagt Helmke. Fürs Parterre sei Einzelhandel vorgesehen.„Am liebsten wäre mir ein Café.“