Bottrop.

Das Innere der neuen Leitwarte am Standort Franz Haniel macht so ein wenig den Eindruck einer Mischung aus Raumschiff Enterprise und Formel-1-Kommandostand. RAG-Sprecher Frank Kremer: „Wir sehen hier das Prunkstück des deutschen Bergbaus. Ausländische Bergwerke kommen hierher, um sich von unserer Arbeit inspirieren zu lassen.“

Seit Anfang 2010 ist die neue Leitwarte in Betrieb, in den aufwändig umgebauten Räumen der früheren Bergberufsschule in Hörweite der Autobahn A 2. „Ohne Kartenschlüssel kommt man im Gebäude keine drei Meter weit“, lacht Reviersteiger Heinrich Leiterholt. Die Zugänge seien geschützt wie die im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses. Kein Wunder, denn alleine die Löschmittelanlage im Rechnerraum des Gebäudes kostet 30 000 Euro. Sie kommt zum Einsatz, wenn im Rechnerraum ein Brand ausbricht - der Super-GAU für die Sicherheitszentrale.

Die Leitwarte besteht aus der Grubenwarte, Fahrerständen für die Abbaubetriebe und dem Walzenonlinedienst der Technik- und Logistikdienste der RAG. 47 Angestellte des Bergwerks Prosper Haniel arbeiten in der Grubenwarte und an den Steuerständen im Schichtdienst. Der Walzenonlinedienst überwacht von hier aus die Funktionen der Maschinen sämtlicher Abbaubetriebe im Ruhrgebiet.

Arbeitsabläufe verbessern

Ziel der Einrichtung einer neuen Leitwarte war die Effektivitätssteigerung der Arbeitsabläufe im Bergwerk und die Verbesserung der Sicherheit für die Arbeiter unter Tage. „Ohne die neue Technik und den Personalabbau hätte die Effizienz des Bergwerks nicht weiter gesteigert werden können“, erklärt Leiterhold. Mit den neuen Möglichkeiten könnten Stillstände drastisch reduziert werden. „Wenn zum Beispiel eine Maschine einer Störung unterliegt, kann diese von den Mitarbeitern der Grubenwarte auf den Punkt lokalisiert werden. Von der Warte aus kann der Einsatz eines Ingenieurs gesteuert werden, der das Problem behebt.“ Inzwischen habe sich die Geschwindigkeit der Arbeitsabläufe merklich verändert.

In der Grubenwarte überwachen vier Mitarbeiter sämtliche Abläufe im 130 Kilometer umfassenden Hauptstreckennetz des Bergwerks. Sie sitzen umringt von teils auf Tischen stehenden, teils an Wänden hängenden Monitoren, in der Runde angeordnet in einem üppigen Raum mit großen Fenstern. Was auf den Bildschirmen zu sehen ist, das bedarf speziellen Erklärungen. Einen der vier Arbeitsplätze der Grubenwarte belegt die Sicherheitswarte. Sie kontrolliert die Bewetterung unter Tage. „Ohne frische Wetter ist das für die Jungs da unten natürlich nicht angenehm“, so Reviersteiger Leiterhold. Dieser Arbeitsplatz sei vollständig unabhängig von den anderen drei Arbeitsplätzen der Grubenwarte. Die Sicherheitswarte habe einen Überblick über alle Strecken und Abbaubetriebe des Bergwerks. Unter Tage seien über 1000 Wettermessgeräte verteilt. Die Werte jedes einzelnen davon sehe die Sicherheitswarte auf einem der Bildschirme vor sich. Außer der Sicherheitswarte selbst habe niemand Zugriff auf die Daten. Das sei einer von zwei Arbeitsplätzen der Grubenwarte, der 24 Stunden an jedem Tag im Jahr besetzt sein müsse.

In der Grubenwarte gehen auch alle Notrufe ein. Verletzt sich unter Tage jemand, kann er sich sofort bei der Sicherheitswarte melden. Die kann genau feststellen, von welcher Stelle aus der Notruf eingegangen ist und den Transport des Verletzten steuern bzw. einen Notarzt zum entsprechenden Ort senden.

In der neuen Grubenwarte von Prosper Haniel bündelt sich modernste Bergbautechnik. Sie ermöglicht eine neue Form zentralisierter Überwachung der Arbeitsabläufe im Bergwerk.