Bottrop. . In einer großen Traube drängen sich Hunderte an den Wochenenden um den kleinen Glühweinstand in der Innenstadt. Seit Jahren ist die Bude der Winzerfamilie Mann ein Treffpunkt für Bottroper in der Vorweihnachtszeit.
Alle Jahre wieder ist er „der“ Treffpunkt in der City: Der Glühweinstand der Familie Mann am Mensingbrunnen ist unter Bottropern längst kein Geheimtipp mehr. „Wir stehen hier seit 20 Jahren zur Weihnachtszeit und haben einen richtigen Kundenstamm aufgebaut“, sagt Christina Mann, „sogar Vereine und Sportclubs kommen am Wochenende geschlossen hierher.“ Über vorherige Anmeldungen von größerem Gruppen freuen sich die Winzerin und ihre Familie immer sehr: „Das ist gut, denn dann kann ich für den Verkauf Verstärkung einplanen“, lacht Christina Mann.
Einige bringen sogar Stehtische mit
Diese Verstärkung braucht die Winzerin freitags abends besonders dringend: Hunderte Glühweinfreunde trafen sich etwa zum Auftakt des Adventsmarktes – zum „Anglühen“: „Manche hatten Stehtische, Kerzen und Verpflegung im Gepäck. Sie haben eine richtige Feier daraus gemacht“, beobachtete Christina Mann, „und unsere Kapazitäten waren total ausgeschöpft.“
Wie ist dieser „Run“ eigentlich zu erklären? „Bei den jüngeren Leuten spielen Medien wie Facebook auf jeden Fall eine Rolle“, weiß Christina Mann, „so erfahren auch Kunden aus teilweise weit entfernten Städten von uns.“ Einige Gäste kämen hauptsächlich der Geselligkeit wegen am Wochenende zum Glühweinstand: „Ich habe schon oft gehört, dass manche ihre alten Bekannten nur einmal im Jahr sehen – und zwar hier. Es ist doch ein toller Aspekt, dass wir so zur Kontaktpflege beitragen.“
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Weniger begeistert war sie jedoch von den Hinterlassenschaften der Gäste am ersten Freitag – Müll für zwölf große, blaue Säcke. Dennoch schätzt die Familie ihr Bottroper Publikum sehr: „Wir hatten in all den Jahren noch nie Probleme mit gewalttätigen Ausschreitungen.“ Das sei neben dem Anstand der Gäste aber auch der Qualität des Getränks zu verdanken: „Wir verkaufen hier reinen, gewürzten Wein ohne Wasser- oder Saftzusätze wie es auf den meisten Märkten üblich ist“, sagt die Winzerin, „er wird frisch erhitzt auf 78 Grad, so dass er seinen Alkoholgehalt behält. Deshalb wird der „Schuss“ Hochprozentiges bei uns auch nur ganz selten verlangt.“ Und gerade der sei es, der manche Menschen aggressiv statt kommunikativ mache.
Gläser sind kein Souvenir
Die Winzerfamilie mit Weingut in Eckelsheim in Rheinhessen betreibt nur einen einzigen Glühweinstand - und der soll auch in Zukunft in Bottrop stehen: „Wir hatten schon zahlreiche Anfragen aus umliegenden Städten, aber ein Umzug kommt für uns nicht in Frage“, sagt Mann. Nur eine Sache sei ihrer Ansicht nach ausbaufähig: die Gläserrückgabe. „Wenn einige ihren letzten Glühwein auf dem Nachhauseweg trinken, kann man nichts dagegen sagen“, findet Christina Mann, „wenn Kunden jedoch vier bis fünf Gläser einstecken, ist das nicht in Ordnung.“ Und mit einem Einkaufspreis von ca. 1 € pro Stück ist das Ganze auch ein echter Kostenfaktor: Pro Jahr gehen etwa 1000 Gläser verloren. Wegen des Kundenkomforts verzichten Manns auf Gläserpfand, „aber wenn wieder so viele Gläser ganz bewusst mit nach Hause genommen werden, müssen wir uns vielleicht doch etwas überlegen.“