Bottrop.
Entspannt liegt Micky auf der schwarzen Matte. Julia van den Berg sitzt gemütlich neben dem Hirtenhund und krault ihm das weiße, zottelige Fell. Doch das, was wie Kuscheln aussieht, ist mehr: Osteo- und Physiotherapie für Hunde. Die WAZ schaute für 30 Minuten zu.
Micky ist zum ersten Mal in dem hellen Praxisraum an der Aegidistraße. Seit dem Sommer bietet Julia van den Berg hier verschiedene Behandlungen, wie Osteopathie, Krankengymnastik, Physiotherapie, Massagen, Stabilisierungstraining, Schallwellentherapie und Muskelaufbau für Vierbeiner an. „Die Behandlung hängt von der Vorgeschichte ab und ist individuell verschieden - wie beim Menschen eben“, so van den Berg. Zu ihren Kunden zählen kleine und große Hunde, sowie natürlich in gewisser Weise auch deren Frauchen und Herrchen. „Die sind immer dabei, denn dann sind die Tiere ruhiger und entspannter.“
Ursachen finden
Während die Hundeosteopathin behutsam immer wieder und an anderen Stellen ins dichte Fell von Micky greift, wirft der fragende Blicke zu seinem Frauchen Inge Dähn. Micky ist nur zur Prophylaxe da, ist ein quirliger und temperamentvoller Hund. Plötzlich wirft er unwillig seinen Kopf zur Seite: Dass Julia van den Berg sein linkes Schultergelenk massiert, gefällt ihm nicht. „Ich teste die Mobilität des Gelenks“, erklärt van den Berg. „Und zum Vergleich schaue ich mir gleich die andere Seite an und teste die Reaktion.“ Nach einem fragendem Blick zum Frauchen ist Micky wieder beruhigt, gähnt und legt seinen Kopf auf dem Boden ab.
„Die Osteopathie betrachtet den Patienten in seiner Gesamtheit“, erklärt die 28-Jährige. „So behandle ich nicht nur Symptome wie Steifigkeit, Schmerzen oder Verspannungen, sondern ich versuche auch die Ursachen der Beschwerden aufzuspüren.“ Zunächst erfolgt daher eine Erstbehandlung, bei der Julia van den Berg den gesamten Körper des Hundes auf Temperatur, Schmerz, Schwellungen und Muskelverspannungen abtastet. Dabei überprüft die Osteopathin auch Gelenke, Bänder, Sehnen und Muskeln auf ihre Funktion und Beweglichkeit. Neurologische Tests schließen die etwa anderthalbstündige Erstbehandlung gegebenenfalls ab.
„Die weitere Behandlung ist individuell verschieden, hängt von den Beschwerden ab und soll vor allem Impulse geben, damit der Körper sich selbst heilen kann“, so van den Berg. Die Einsatzgebiete der Osteopathie sind sehr vielseitig: So kann sie beispielsweise sinnvoll sein bei Bewegungseinschränkungen, chronischen Schmerzpatienten, nach Operationen, bei Störungen des Magen-Darm-Traktes, nach schweren Geburten, bei Wesensänderungen oder zur Prävention.
„Wichtig ist jedoch, zunächst das Vertrauen zum Tier aufzubauen“, erklärt die Osteopathin. „Viele kommen mit schlechten Erfahrungen oder leiden unter Schmerzen. Das muss ich auffangen.“ Derweil ist Mickys Behandlung abgeschlossen. Ausgelassen flitzt der kleine Hirtenhund übers Parkett und nimmt das Leckerli zur Belohnung entgegen.