Bottrop. .
Sie war 19 Jahre alt, da traf es sie zum ersten Mal während einer Fahrt mit dem Bus: Eine Panikattacke mit Herzrasen, Beinen wie Wackelpudding, anschwellenden Lippen. „Du meinst, du kippst um. Du hast Angst, die Kontrolle zu verlieren“, beschreibt Angelika Rehorst, heute 51 Jahre alt. Es gibt dann nur noch den einen Flucht-Gedanken: Raus hier! Geschlossene Räume, viele Menschen, bestimmte Entfernungen von zu Hause – all das kann für die Bottroperin zur Qual werden. Erschütternde Ängste und Panikanfälle, die nicht Betroffene oft nicht nachvollziehen können. Deshalb hat Angelika Rehorst vor drei Jahren eine Selbsthilfegruppe (SHG) gegründet. Der Grundgedanke dahinter: „Man sitzt in einem Boot und hält zusammen.“
In Kombination mit Depressionen
Wobei die Ängste sehr unterschiedlich sein können. Höhenangst, Verfolgungswahn, Panik nach dem Tod des langjährigen Ehepartners. Die Angst, das Haus zu verlassen oder die, dabei ertappt zu werden, etwas nicht zu können. Oft, berichten die Teilnehmer der Selbsthifegruppe, treten diese tiefgreifenden Ängste, die den kompletten Alltag bestimmen können, in Kombination mit Depressionen auf. Oder mit Kontroll-Zwängen: Ist der Herd wirklich ausgeschaltet?
Manch Mitmensch mag zwar sagen: „Stell dich nicht so an. Meinst du, ich habe nie Angst?“ Aber die Wahrheit ist: Hier handelt es sich um psychische Erkrankungen. „Ohne Therapie und ärztliche Begleitung geht es nicht“, betont SHG-Mitglied Diana Bugdoll (33). Wolfram Grimpe (54) spricht sogar von einer „Trilogie der Dinge“, die viele Betroffenen benötigten: Fachpersonal, eine medikamentive Behandlung, der geschützte Raum der Selbsthilfegruppe.
Die Selbsthilfegruppe „Angst und Panik“ trifft sich im 14-tägigen Rhythmus freitags um 10 Uhr im Thomas-Morus-Haus, Buchenstraße 20. Hier ist der Austausch mit Menschen möglich, die gleiche Erfahrungen gemacht haben. Bei Wunsch begleiten sich die Mitglieder auch außerhalb der Gruppentreffen, wenn zum Beispiel ein Angst machender Termin ansteht.Wie sehr ihr persönlich diese SHG geholfen hat, beschreibtSarah Gellrich (36): „Anfangs ging es mir richtig schlecht. Ich war nicht in der Lage, arbeiten zu gehen oder den Haushalt zu führen. Ich hatte immer Angst.“ Nach den ersten Gruppentreffen habe sie schon gemerkt: „Es geht mir besser, wenn ich hier war.“ Heute „führe ich ein ganz anderes Leben“, samt 400-Euro-Job. Einzig verbliebene Einschränkung im Alltag: Höhenangst schon beim Treppe herabsteigen.
Erster Schritt auf dem Weg zu einer Besserung: Die Krankheit anzunehmen und dazu zu stehen. Einer Therapeutin hat Angelika Rehorst ihre Angst mal so beschrieben: „Das ist ein dunkler Mantel, der sich auf mich stürzt.“ Doch die Therapeutin habe geantwortet: „Die Angst, das ist kein Mantel. Das sind auch Sie.“
Übrigens: Das nächste Treffen der SHG findet Freitag, 9. November, statt. Interessenten können zuvor gerne mit Angelika Rehorst Kontakt aufnehmen unter 32437.