Bottrop.Der Verein „Gegenwind - gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt“ besteht seit 20 Jahren. Bei der Feier in der „Alten Börse“ wurde nicht nur zurückgeblickt, sondern auch in die Zukunft geschaut. Soziale Netzwerke im Internet stellen das Team vor neue Aufgaben.

Simone spürt, dass das, was ihr Onkel mit ihr tut, nicht in Ordnung ist. Dennoch: „Ich habe ihn lieb. Und wer soll mir das denn eigentlich glauben?“ Simones Lehrerin stößt auf eine auffällige Zeichnung des Mädchens. Doch sie zweifelt: „Vielleicht sehe ich doch nur Gespenster?“ Simones Mutter kann’s nicht fassen: „Das gibt’s nur im Fernsehen, nicht bei uns in der Familie! – Und wenn doch?“

Fest in der „Alten Börse“

Dies ist nicht die Realität, sondern eine Inszenierung, die das Mitarbeiter-Team von „Gegenwind – gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt“ am Freitag bei der Feier zum 20. Geburtstag des Vereins in der „Alten Börse“ zeigte. Aber es könnte die Realität sein, und deshalb machten diese Szenen eindrucksvoller vielleicht als jedes Grußwort und jeder Blick in die Statistik klar, was der Verein nun also seit 20 Jahren leistet: Das Team schaut hin, versteht Ängste, Schuldgefühle, Zweifel, Wut. Es hilft, Klarheit zu schaffen. Es berät und begleitet sowohl Kinder und Jugendliche, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, als auch Angehörige und Pädagogen. Und nicht nur das, wie u. a. Oberbürgermeister Tischler am Freitag betonte: Es geht dem Verein auch darum, vorbeugend zu wirken. Kinder also stark zu machen und ihnen zu zeigen, „dass sie das Recht haben, Nein zu sagen.“

Dazu gibt es etwa das Projekt „Fritz und Frida“, aus dem das „Gegenwind“-Team bei der Feier auch einen Ausschnitt zeigte: Da übt Frida mit ihrem Kumpel Fritz, wie er dem gefürchteten Kai vor der Grundschule entgegentreten kann: Böser Blick, Kopf hoch, Schultern zurück, ein lautes „Lass mich in Ruhe“ auf den Lippen.

Dass „Gegenwind“ in Sachen Präventionsarbeit in der Lage ist, alle Anfragen aus Kindergärten und Schulen zu bedienen, ist den Spenden des Netzwerks zur Bekämpfung von Kinderprostitution „Roter Keil“ zu verdanken, betonte „Gegenwind“-Vorstandsmitglied Doris Wagner in der „Alten Börse“. Besonders bedankte sich Wagner auch bei der Stadt und den Vertretern der Parteien, die sich trotz aller Sparzwänge entschlossen hätten, die Mittel für „Gegenwind“ nicht zu kürzen.

Genug zu tun hat das Team. Und mit den sozialen Netzwerken im Internet kommen neue Aufgaben hinzu, wie Vorstandsmitglied Wiltrud Evers zum Abschluss ihres Rückblicks sagte: „Erwachsene Männer suchen in sozialen Netzwerken den Kontakt mit den Kinder und Jugendlichen.“

Was bei jungen Opfer die Fähigkeit, nach Übergriffen wieder aufzustehen, begünstigen kann, beleuchtete Trauma-Therapeutin Petra Weirauch-Schmachtenberg schließlich in ihrem Festvortrag.