Der Tierarzt ist nicht nur für die Tiere da. Die Menschen werden immer mitbehandelt. 30 Minuten Alltag in einer Kleintierpraxis.

Die Tierarztpraxis. Ein Ort, den viele Vierbeiner schon mit schlotternden Knien und eingeklemmter Rute erreichen. Der typische Geruch im Wartezimmer verrät auch der schlechten Menschennase wo er sich befindet. An den Wänden hängen Poster: „Die Osteologie der Katze“, „Das wurmt Ihren Hund“. Daneben viele gerahmte Fotos von Hunden, Katzen und Nagern mit persönlichen Danksagungen ihrer Besitzer. Noch ist der Wartebereich leer. Das wird sich in der nächsten halben Stunde ändern.

Weiter hinten in der Praxis liegt mit allen Vieren von sich gestreckt, ein großer schwarzer Hund auf dem Operationstisch. Angeschlossen an das Narkose- und Beatmungsgerät befindet er sich noch im Reich der Träume. Tierarzt Dr. Günter Korte entfernt mit dem Skalpell noch einen kleinen Hauttumor am Rücken. „Den Grützbeutel erkennt man daran, dass er wenig Blutgefäße besitzt.“

Zwischendurch ein Notfall

Während der Schnauzer noch schläft, hat die Wirkung der Narkose bei dem Mischling Sammy nachgelassen. Noch etwas verwirrt blickt er die Tierarzthelferin an. Sammy wurde an diesem Morgen seiner Männlichkeit „beraubt“. Frauchen Angela Peters wartet im Behandlungsraum schon sehnsüchtig. Jetzt wird dem frisch kastriertem Hund erst mal die „Tüte verpasst“. Eine Halskrause, damit er sich nicht die Wunde leckt. „Das ist vor allem bei Hündinnen sehr wichtig. Ich hatte schon einen Fall, da kamen die Besitzer mit ihrer Hündin in die Praxis und die ganze Wunde war wieder offen“, sagt Günter Korte. Jetzt bekommt Sammy noch ein Medikament und muss sich die nächsten Tage schonen. „So ein bis zwei Tage sollte er nicht viel toben“, rät Korte der Besitzerin.

Dann ein Notfall: Ein Hund wurde von einem Pferd getreten. Die Besitzerin ist völlig aufgewühlt und hatte schon Angst, dass ihr Hund tot sei, weil er das Bewusstsein verloren hat. Der Tierarzt überprüft die Pupillenreflexe. Die sind deutlich verzögert. Ein Röntgenbild soll zeigen, ob es Blutungen im Gehirn gibt. „Soweit kann ich hier keine Blutungen oder Knochenbrüche erkennen“. Dass der Hund noch Interesse zeigt und nicht völlig apathisch reagiert sei aber ein gutes Zeichen. Das Unfallopfer muss jetzt zu Hause genauestens beobachtet werden.

Es gibt aber auch immer wieder Fälle, die Günter Korte in seiner Kleintierpraxis nicht ausreichend behandeln kann. So gibt es Patienten, bei denen unklar ist ob zum Beispiel ein Tumor im Körper zu den Symptomen führt. „Dann muss man den Besitzern auch ehrlicherweise sagen, dass eine genaue Diagnostik nur in einer Tierklinik möglich ist.“ Hinten im OP wacht der Riesenschnauzer auf, da liegen schon die nächsten Tiere auf dem Tisch.