Barbi Mohr ist eine sehr zuversichtlich, sehr frohgemut wirkende Frau. Dass sie sich aber auch viel Zeit für eine ganz andere Seite des Lebens nimmt, dass sie sich mit einem Thema beschäftigt, vor dem die meisten Menschen Scheu, vielleicht Angst haben, das merkt ihr kaum jemand an. Die 58-jährige Biologin hilft anderen Menschen dabei, die letzte Phase ihres Lebens in Begleitung, in Würde, in der vertrauten Umgebung mit Gesprächen verbringen zu können. Und manchmal hilft sie auch dabei, vom Leben los zu lassen. Barbi Mohr ist Vorsitzende der Hospizgruppe in Bottrop.

Und dafür sammelt sie Geld. Gerade ist der neue Kalender fertig geworden, dessen Verkaufserlös der Arbeit zugute kommt.

Lernen von den Kranken

Es ist eine schwierige Aufgabe; eine, die allgemein als hoch respektabel angesehen wird. Und doch stößt Barbi Mohr zuweilen auch auf Vorbehalte – gerade bei jenen, die betroffen sind. Für die erfahrene Hospiz-Begleiterin kein Widerspruch. „Nicht jeder Mensch, der schwer krank ist, der todkrank ist, sieht sich auch als Sterbenden“, weiß sie. „Und viele denken: Wenn jemand von der Hospizgruppe kommt, dann muss ich über den Tod reden.“

Eine Vorstellung, die nicht zutrifft. „Wir sind dazu bereit“, erklärt sie, „aber ob das auch passiert, das bestimmt der Kranke.“ Ihre Aufgabe und die der anderen rund 40 Ehrenamtlichen sei eine etwas andere: „Wir versuchen, die letzte Zeit angenehmer zu machen. Aber was wir machen, das entscheidet der Kranke.“

Seine – oder ihre – Wünsche zu erfüllen, darum gehe es. „Mir hat ein Patient gesagt: Ich möchte noch einmal auf den Markt gehen, ich bin da früher so gerne hingegangen.“ Ein anderer Patient habe sein ganzes Leben im Gespräch mit ihr Revue passieren lassen, erinnert sie sich. „Und seine Frau war immer dabei. Wahrscheinlich brauchten beide eine neutrale Person dazu.“ Und ein Patient habe anfangs wenig mit ihr zu tun haben wollen und immer gesagt: Sie kommen nur zu meiner Frau – denn Angehörige zu betreuen, das gehöre auch zu ihren Aufgaben. „Aber nach dem dritten Treffen hat er gefragt: Wann kommt die Frau von der Hospizgruppe wieder?“ Das, sagt sie, seien Augenblicke, „die tief beglückend sind“.

Und ja, sagt die Mutter zweier erwachsener Kinder, nicht nur die Sterbenden erhalten Begleitung, eine Art Hilfe, sie lerne auch von ihnen. „Ich erinnere mich genau an meine erste Begleitung“, erzählt die 58-Jährige. „Der Patient schaute so zufrieden auf sein Leben zurück. Dabei war es kein leichtes Leben. Aber da habe ich mir gesagt: So muss ich auch leben, einen Ausgleich schaffen zu der Schwere.“

Wenn Barbi Mohr erzählt, klingt es wie eine Handreichung; der Sterbende nimmt sie und der Lebende auch.