Bottrop. .
Bei der Bottroper Tafel herrscht große Erleichterung. Hannelore Dietrich, stellvertretende Vorsitzende, ist die Freude in der Stimme über die Neuregelung deutlich anzuhören: Künftig bleiben die Lebensmittelspenden für die Armentafeln steuerfrei. Bund und Länder haben sich jetzt darauf verständigt.
Hintergrund dafür war der Fall eines Bäckers aus Sachsen, der regelmäßig Brötchen-Spenden an eine „Tafel“ gegeben hatte und nach einer Steuerprüfung dafür Mehrwertsteuer zahlen sollte. Die bundesweit 900 gemeinnützigen Tafeln, die insgesamt 1,5 Millionen Menschen helfen, waren deshalb verunsichert.
„Das ist doch ein Witz gewesen“, findet Hannelore Dietrich von der Bottroper Tafel. „Wenn die Bäcker das Brot wegschmeißen, müssen sie nicht zahlen, aber wenn sie es uns spenden, sollen sie bezahlen.“
Für die Bäcker sei die bisherige Situation – seit die Steuerfrage in der Schwebe war – schwierig. „Die wollten uns erst nichts mehr geben“, sagt die engagierte Frau. Bis einige von ihnen auf eine Idee kamen: Die Bäcker stellten das Spendenbrot einfach vor die Haustür, sozusagen wie Abfall. Die Tafel holte es sich dann ab. Doch: „Es war ein unhaltbarer Zustand.“
Erleichterung deswegen nun auch bei Martin Bleil, Geschäftsführer der Bäckerei und Konditorei GmbH. Er spendet der Tafel regelmäßig Lebensmittel. „Das ist sehr beruhigend“, sagt er über die Neuregelung. „Für uns ist das schon ein großer Schritt.“ Denn niemand habe wirklich Klarheit gehabt. „Es ist doch besser, das Brot vom Vortag an die Tafel zu geben, als es an die Schweine zu verfüttern.“
Brot geht nur tagesfrisch
Sein Kollege Theo Sporkmann, Inhaber der Bäckerei und Konditorei, sieht es genau so. „Jetzt herrscht wenigstens Klarheit“, sagt er. Auch er spendet, „schon seit zig Jahren“. „Es wäre doch eine Schande, das Brot wegzuschmeißen.“ Und es bleibe abends häufiger auf dem Regal liegen. „Brot können Sie nur tagesfrisch verkaufen. Der Kunde hat ein Recht auf frische Ware.“ Und die müsse auch noch bis kurz vor Feierabend vorgehalten werden. Und was dann davon übrigbleibe, sei am Tag danach noch immer einwandfrei. „Deshalb verpacken wir das hygienisch und geben es an die Tafel. Die Leute freuen sich darüber.“
„Jetzt haben wir endlich die Sicherheit, die wir brauchen“, freut sich Bäckermeister Henrich Kessels. „Jetzt können wir ruhigen Gewissens das machen, was wir bisher auch gemacht haben.“ Mit normalem Menschenverstand sei das, was bisher gegolten habe, auch gar nicht zu verstehen gewesen. „Das war eine Frechheit für die Leute, die darauf angewiesen sind. Es wurde Zeit, dass das geändert wurde.“