. Um die Bedingungen für Konjunkturfördermittel zu erfüllen, war der Saalbau nie als Stadthalle geplant – genauer: nie offiziell.
„Wir hätten für so ein Projekt nur in die eigene leere Tasche greifen können“, so lautete das Urteil des damaligen Oberbürgermeisters Ernst Wilczok beim Spatenstich für den Saalbau. Am 15. Dezember 1978 war das und ohne „eine Konjunkturmaßnahme“, wie damals die WAZ berichtete, hätte Bottrop wohl nie eine Stadthalle bekommen. Dabei war es in den 1970er-Jahren durchaus von entscheidender Bedeutung einen zentralen Versammlungsort zu haben. In Zeiten kommunaler Neuordnung wäre die fehlende Stadthalle fast ein K.o.-Kriterium für Bottrops Selbstständigkeit gewesen.
List und Kreativität
Auch deshalb gingen die damals Verantwortlichen mit List und Kreativität bei Bau und Entwurf des Saalbaus vor. Ging es doch immer um eine „Rathauserweiterung“ oder aber, so der offizielle Titel mit Rücksicht auf Zuschussbedingungen: „Räume zur kulturellen und verwaltungsmäßigen Betreuung“. Dass der Innenhof sich überdachen ließ und so eine Halle für rund 1400 Besucher entstand – praktisch. Dabei stellte Norbert Wallmann, damals Stadtdirektor, im Hauptausschuss klar, dass es sich um keinen „Theaterneubau“ handele. Vielmehr sollte ein Saal entstehen, „der bürgerlichen Ansprüchen genügt“, so sein Zitat in der WAZ vom 12. Dezember 1978.
Und vielleicht war das auch von Beginn an das Problem. Für alles sollte der Saalbau geeignet sein, aber auf nichts zu 100 Prozent zugeschnitten. Dabei wurde die Eröffnung der „guten Stube“ wie der Saalbau später immer wieder genannt wurde, 1981 mit einem Volksfest gefeiert. Doch schon drei Jahre später war etwas Ernüchterung eingekehrt. Die Außenwirkung der neuen Stadthalle bliebe beschränkt, urteilte der damalige Oberstadtdirektor Ernst Löchelt.
Die Nutzung hatte sich eingependelt auf etwa 60 Veranstaltungen im Jahr, vor allem Bottroper Vereine nutzten die Halle. Wenn sie keinen Eintritt nahmen, mussten sie für den Saalbau nichts bezahlen. Große Stars aber, das hatte man schnell festgestellt, kamen nicht: „Hier reicht die Kapazität des Saales nicht aus, große Stars zu gewinnen und zu bezahlen“, heißt es am 13. Juli 1984 in der WAZ.
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1983 erwirtschaftete die Stadt Mieteinnahmen in Höhe von 38 500 DM, dem standen Kosten von 1,2 Mio DM gegenüber. Das geht aus einer Vorlage des Hauptamtes vom Juli 1984 hervor. Es folgten drastische Gebührenerhöhungen. Und auch 1994 musste erneut an der Gebührenschraube gedreht werden. 2001 nahm dann die Debatte richtig Fahrt auf. Die ÖDP fordert den Verkauf des Saalbaus, was abgelehnt wurde. Als „völlig indiskutabel“ bezeichnete der CDU-Fraktionsvorsitzende Roland Trottenburg den Vorschlag damals.