Vorausschauendes Fahren und gefühlvolles Beschleunigen senken den Benzinverbrauch. Mit dem Fahrlehrer auf dem Beifahrersitz – ein Selbstversuch. Schließlich muss es doch möglich sein, im Alltag sparsamer unterwegs zu sein.
Der beherzte Tritt aufs Gas, wenn die Ampel auf „Grün“ schaltet – den verbietet inzwischen nicht nur das ökologische Gewissen, auch der Geldbeutel verbietet allzu forsche Fahrmanöver – bei Spritpreisen von über 1,70 Euro für den Liter Super. Grund genug, das eigene Fahrverhalten auf den Prüfstand zu stellen. Es muss doch möglich sein, aus einer Tankfüllung ein paar Kilometer mehr raus zu kitzeln. Dabei soll mir ein Profi helfen. Frank Bauch ist Mitinhaber der Fahrschule M & F und kennt sich aus. Denn sparsames, ökologisches Fahren ist heute Bestandteil der Führerscheinausbildung.
Heute trete ich gegen ihn an. Ich fahre eine Strecke, er fährt genau die selbe Strecke, am Ende wird abgerechnet – wer verbraucht weniger Sprit? Ich darf anfangen. Ich starte den schwarzen VW Golf, Frank Bauchs derzeitigen Fahrschulwagen in der Blumenstraße. Im Armaturenbrett vor mir ein Display, dort kann ich beobachten, wie viel Benzin sich der Wagen gerade genehmigt. Beim Beschleunigen und beim Abbiegen in die Böckenhoffstraße ist das kein erfreulicher Anblick. Die Literzahl wird zweistellig. Schnell hoch schalten, denn frühzeitiges Schalten senkt den Spritverbrauch. So viel habe ich aus meiner Fahrschulzeit noch behalten. Dann geht es die Kirchhellener Straße runter in Richtung Kreisverkehr. Dreißig Stundenkilometer sind erlaubt – mein Fahrlehrer hat mir vor 14 Jahren noch beigebracht, dass man bei 30 ruhig im zweiten Gang fahren sollte. Das habe ich mir lange abgewöhnt.
Und auch der Fahrschulwagen verlangt nach einem höheren Gang. Eine kleine Anzeige im Armaturenbrett zeigt, wann ich schalten soll. Schön, wenn die Technik mithilft. Dann sollte es doch wohl kein Problem sein, mit dem Experten Schritt zu halten. Mindestens ein Unentschieden habe ich mir vorgenommen. „Im Fahrschulbetrieb pendelt sich der Verbrauch zwischen fünf und sechs Litern ein“, sagt Bauch. Durch Wohngebiete und 30er-Zonen steuere ich den Diesel. Inzwischen sind wir im Fuhlenbrock. Über die gleichnamige Straße geht es hinunter zur Oberhausener Straße, dann vorbei an Bischofssondern. 70 ist erlaubt. Jetzt bloß nicht wild mit dem Gasfuß zucken, stattdessen sanft beschleunigen.
Im fünften Gang bei 70 Stundenkilometern? Mein Fahrlehrer hätte mir was anderes erzählt. Frank Bauch aber nickt. Noch zwei Mal abbiegen. Erst in die Bottroper Straße, dann in die Hegestraße. Der Lidl-Markt an der Gladbecker Hornstraße ist unser Ziel. 15,2 km, Fahrerwechsel und die Stunde der Wahrheit. Der Bordcomputer errechnet den Durchschnittsverbrauch. 4,8 Liter. Ich bin zufrieden. Und auch Frank Bauch erzählt etwas von einer „guten Vorlage“. Ich glaube ja, er ist nur höflich.
Schon beim Abbiegen hoch schalten
Doch jetzt muss er es erst einmal besser machen. Aber schon als Bauch den Wagen vom Parkplatz lenkt, ahne ich Schlimmstes. Ganz sensibel gibt er Gas, rollt auf die Hornstraße und schaltet während des Abbiegevorgangs in den dritten Gang. Das sind die Tricks des Profis. „Wichtig ist es, die Drehzahlen immer im Bereich zwischen 1000 und 2000 Umdrehungen zu halten“, erklärt Bauch. Und dazu gehört auch, dass er bei 50 Stundenkilometern in den fünften Gang schaltet. Und während ich vor den Ampeln immer auskuppele und im Leerlauf warte, tritt der Fahrlehrer die Kupplung durch. „Im Leerlauf muss der Motor die Masse des Getriebes mit bewegen. Dann ist der Verbrauch höher.“
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Das beweist die Verbauchsanzeige, die ich mit düsterer Miene verfolge. Selbst fürs angestrebte Remis wird es eng. Gott sei Dank fädelt sich vor uns jetzt der Bus ein. Vielleicht genehmigt sich der Golf ein paar Milliliter mehr. Ich klammere mich an Strohhalme, während Bauch über Schubert-, Josef-Albers- und Böckenhoffstraße fährt. Endstation Blumenstraße.
Auch bei ihm stehen 15,2 Kilometer auf dem Tacho. Aber wichtiger: Was sagt der Bordcomputer? Habe ich eine Chance? Die bittere Wahrheit: 4,2 Liter hat Frank Bauch auf dem Stück verbraucht, 0,6 Liter weniger als ich. Hochgerechnet auf eine Tankfüllung kommen reichlich Kilometer zusammen. Und Bauch hat längst nicht alle Register gezogen: „In der Fahrlehrerausbildung haben sie uns beigebracht, an der Ampel den Motor auszumachen, um Sprit zu sparen.“ Logisch, es gibt zahlreiche Wagen mit Start-Stopp-Automatik. Da schaltet sich der Motor an der Ampel selbstständig aus. „Eine Automatik ist sinnvoll. Auf das manuelle Abschalten verzichte ich, weil das unnötiger Stress für die Fahrschüler ist.“ Glück gehabt – sonst wären wahrscheinlich mehr als 0,6 Liter drin gewesen.