Bottrop. .

Frank Bahnsen nimmt kein Blatt vor den Mund: „Die Unternehmen in der Region haben nicht begriffen, dass der Fachkräftemangel keinen Halt vor der eigenen Haustür macht.“ Bahnsen ist Bereichsleiter des TÜV Nord Bildung und sprach als Gastredner auf dem 19. Bottroper Unternehmerabend. Rund 40 Gäste hörten ihm zu. Bahnsen zeigte sich froh darüber, „weil es ja eigentlich ein unangenehmes und sperriges Thema ist.“ Ihm ging es vor allem darum, die Gäste „wachzurütteln“.

In Ostdeutschland sei die Problematik bereits weiter fortgeschritten, der Fachkräftemangel sei dort in voller Härte zu spüren. „Die Kollegen von dort warnen uns ständig, wir hätten noch vielleicht drei Jahre Vorsprung.“ Nicht viel Zeit also, um aktiv zu werden.

Fremdsprachen werden wichtiger

Drei Trends befeuern laut Bahnsen den steigenden Bedarf an qualifizierten Kräften: Erstens die Demografie, es fehlt mehr und mehr an (jungen) Menschen. Zweitens wird die Welt durch die Globalisierung vernetzter, Fremdsprachen seien daher immer wichtiger. Drittens führt der technologische Wandel dazu, dass das Know-How angepasst werden muss.

Allein für den ersten Punkt sind die Zahlen bemerkenswert. Die Bevölkerung wird nicht nur immer älter, sondern auch immer weniger. Bis 2030 prognostiziert das statistische Landesamt IT.NRW für das Ruhrgebiet einen Bevölkerungsrückgang von 400 000 Einwohnern. Bottrop wird demnach fast 10 000 Einwohner weniger haben. Zudem sehe die Ausgangssituation in der Emscher-Lippe-Region laut Bahnsen nicht gut aus. Es gebe viele Arbeitslose, Studienabbrecher und eine niedrige Erwerbsquote bei Frauen und Migranten.

Vielen Unternehmern sei die prekäre Lage jedoch nicht oder nicht ausreichend bewusst. „Sie brauchen Fachkräfte, kümmern sich aber nicht selbst. Von der Politik geht das Geld immer in Kitas oder Schulen und Hochschulen. Nie aber in die berufliche Bildung. Es sei also höchste Zeit, jetzt selber aktiv zu werden.“

Manchen Unternehmern sei das Problem durchaus bewusst. Carsten Debler von der Dekra Essen war ebenfalls zu Gast, um sich den Vortrag anzuhören. „Man muss sich ja schon was einfallen lassen, um geeigneten Nachwuchs zu bekommen. Das sehen wir auch bei uns.“

Grundlegende Fähigkeiten fehlen

Laut Bahnsen würden viele Unternehmen darüber klagen, dass Bewerber grundlegende Fähigkeiten nur unzureichend beherrschen. Es hapert am Lesen, Schreiben, Rechnen. Auch wüssten viele nicht, welchen Beruf sie überhaupt ergreifen wollen. Um das zu ändern, bietet der TÜV Nord Wege an. Hier können sich Bewerber die nötigen Qualifikationen aneignen und Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem TÜV Fachkräfte finden.

Doch vor allem sind die Unternehmen gefragt, selbstständig aktiv zu werden.