I. Seit genau 50 Jahren betreuen die „Kleinen Schwestern der schutzlosen Alten“in Bottroper Seniorenzentrum St.Teresa die Bewohner – mit Liebe und spanischem Temperament
m Seniorenzentrum St. Teresa herrscht Festtagsstimmung. Im Mittelpunkt des Jubiläums im Haus des Caritasverbands Bottrop stehen diesmal allerdings nicht die Bewohner, diesmal geht es ausschließlich um Mitarbeiterinnen: Seit genau 50 Jahren leiten spanische Ordensschwestern das Haus mit, seit 50 Jahren betreuen sie die alten Menschen. „Sie“, das sind die Ordensfrauen „Kleine Schwestern der schutzlosen Alten“. Zur Feier des Tages fuhren sie in einer Kutsche rund um die gesamte Anlage. Und wer den acht Nonnen in der schwarz-weißen Tracht danach auch nur ein, zwei Minuten lang zuhört, merkt sofort: Die Spanierinnen sind keine weltabgewandten Kirchendamen, das sind resolute, sehr fröhliche, der Welt zugewandte Ordensschwestern, die im Seniorenzentrum eine äußerst anstrengende Arbeit mit großer Aufopferung, Liebe und spanischem Temperament erledigen.
Dabei war der Anfang alles andere als leicht. Es war nicht nur das kühlere Klima, es war auch die fremde Sprache. Und dann das Essen. Die ersten Schwestern, die vor 50 Jahren kamen, werden nicht weniger über deutsche Gewohnheiten gestaunt haben wie die Frauen, die jetzt hier arbeiten. „Als ich zum ersten Mal einen Hering zum Abendbrot bekam, hab ich nur gedacht: Das kann man doch nicht essen“, erinnert sich Schwester Lidia, Oberin und Pflegedienstleiterin, und lacht noch heute über ihre damalige Erschütterung. Schwester Eloisa, stellvertretende Oberin, erinnert sich mit vergnügtem Grausen an ihren ersten Quark.
Begonnen hat alles 1962. Damals habe sowohl Stadt wie auch Caritas eine neue Einrichtung schaffen, erzählt Andreas Trynogga, Vorstand und Caritasdirektor. Die Caritas habe dafür Ordensschwestern gewinnen wollen. „Dann gab es den Zufall“, sagt er. Zu dieser Zeit sei der damalige Weihbischof von Valencia im Ruhrbistum gewesen, den Caritasdirektor Werner Pelster auch gleich darauf ansprach. So wurde der Kontakt zur Kongregation der spanischen Schwestern geknüpft. „Das war die Geburtsstunde“, so Trynogga. Am 13. September 1962 reisten die ersten Schwestern ab. Heute arbeiten acht Ordensfrauen in der Leitung des Hauses und der Altenpflege. Ihre Qualifikationen erwarben sie in Deutschland.
Heute seien sie es, die dem Haus einen Stempel aufdrückten, sagt Margarethe Janknecht von der Einrichtungsleitung, und die für diese besondere Atmosphäre sorgten. Viele der heute 186 Bewohner seien ausdrücklich wegen der Ordensschwestern hergezogen. „Sie versprühen Liebe, sie geben das Gefühl der Geborgenheit.“
Und dann ist da noch das spanische Temperament. Die Deutschen, finden die Schwestern, hielten gern Distanz. „Wir neigen dazu, die Leute auch mal zu drücken“, sagt Schwester Ana von der Wohnbereichsleitung. Die Spanierinnen jedoch wollen Nähe auch fühlen. Dass sie so überaus beliebt sind zeigt, dass Bewohner und Kollegen dieses „spanische“ Gefühl von Nähe ebenfalls schätzen.