Bottrop. . Als Schiedsmann muss Frank Winkel Parteien, die manchmal jahrelang nicht miteinander geredet haben, ins Gespräch bringen. Wenn das gelingt, gelingt meist auch der Vergleich
„Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden, diese Erfahrung mache ich in meinen Verhandlungen immer wieder“, sagt Schiedsmann Frank Winkel. Denn die Konflikte, die er schließlich lösen soll, entstünden allzu häufig aus jahrelanger Sprachlosigkeit. Winkel hat auch gleich das passende Beispiel parat.
Ein Nachbarschaftsstreit, wie sie die Schiedspersonen häufig beschäftigen. Ein Nachbar beklagte sich darüber, dass die Sträucher vom Nebengrundstück seinen Zaun beschädigten. „Als ich dann gefragt habe, ob er denn schon einmal mit seinem Nachbarn darüber gesprochen hat, habe ich zu hören bekommen: ,Ne, mit dem rede ich nicht!’ .“ Letztlich so erinnert sich Winkel, konnte der Konflikt dann sogar ohne sein direktes Zutun gelöst werden, „bezeichnend für die Arbeit der Schiedsleute ist er aber doch“.
Der zwölfte Fall des Jahres läuft
Seit Oktober 2010 ist Winkel Schiedsmann im Schiedsbezirk III, im Eigen. Elf Fälle hat er in diesem Jahr schon bearbeitet, der zwölfte läuft gerade. Bis zum Jahresende, so schätzt Winkel, dürften 15 bis 16 Fälle auf seinem Tisch gelandet sein. Das sind mehr als in den Jahren zuvor. Warum das so ist, auch dafür hat Winkel eine Erklärung: „Vorher haben viele Menschen hier zur Miete gewohnt. Jetzt haben sie die Häuser gekauft und auf einmal gibt es Konflikte unter Nachbarn, die schon jahrelang Tür an Tür wohnen.“ Ein häufiger Streitpunkt seien Wegerechte. Aber auch die Neubauten, die zum Teil in Innenbereichen entstanden sind, bergen Konfliktpotenzial zwischen Alteingesessenen und Neu-Eigenern.
Was macht in Winkels Augen einen guten Schiedsmann aus? Er überlegt: „Vor allem muss man zuhören können. Und man braucht vielleicht auch, in Anführungsstrichen, Selbstbeherrschung.“ Denn häufig sitze er im Schiedsverfahren vor einer „Mauer aus Streit und Missachtung“. Die müsse er durchbrechen. „Dabei helfen die richtigen Fragen. Denn wenn man die stellt, bekommt man auch die richtigen Antworten“, weiß Winkel .So entwickelte er ein Gespür dafür, wo Parteien kompromissbereit sein könnten. Zusätzlich helfe ihm sein Beruf bei der Ausübung dieses Ehrenamtes. Als freigestelltes Personalratsmitglied der Stadt wird der 53-Jährige auch beruflich immer mal wieder mit Konflikten konfrontiert.
Anwälte sorgen für Sachlichkeit
Natürlich werde es in einer Schiedsverhandlung auch mal emotional. „Das ist vollkommen normal.“ Aber inzwischen komme es häufig vor, dass die Parteien von Anwälten begleitet werden. „Das hilft in solchen Fällen, denn die bringen dann oftmals wieder Sachlichkeit in eine aufgeheizte Diskussion.“ Außerdem seien Schiedsleute nun mal keine ausgebildeten Juristen. „Anwälte bringen dann häufig auch noch ganz andere Einblicke mit“, schildert Winkel seine Erfahrungen.
Schließen die Parteien an seinem Tisch einen Vergleich, dann sieht er das durchaus auch als Erfolg für seine Vermittlungsarbeit. Trotzdem hätten Schiedsleute, so Winkel, klare Vorstellungen davon, was ein erfolgreicher Vergleich sei. „Bei Konflikten, in denen beide Seiten etwas tun können, ist es eigentlich nur gut, wenn beide Seiten auch tatsächlich ein wenig nachgeben.“