Bottrop..
Gemeinschaft und Zusammenhalt - das schätzen die 200 Hobbygärtner und - gärtnerinnen im Kleingärtnerverein „An der Boye“. „Jeder kennt jeden, jeder ist für jeden da“, meint Alfred Brettschneider. Der 80-Jährige hegt und pflegt mit seiner Frau Margret seit 1956 die eigene Scholle und ist damit zurzeit am längsten Mitglied im Verein.
Manfred Brettschneider arbeitete einst als Bergmann auf der Zeche Welheim. Zum Kleingarten kam er durch seine 40 Kaninchen. „Die züchtete ich im Stall meiner Schwester, und im Kleingarten konnte ich dann Möhren, Kohlrabi und Salat für die Tiere anbauen. So kam ich als junger Pimpf unter damals gestandene Kleingärtner.“
Sein erster Garten lag am Rande der Anlage und musste ein Jahr später dem Ausbau der B 224 weichen. Seit 1957 bearbeitet Brettschneider nun mit seiner Frau die rund 400 Quadratmeter große Scholle inmitten der Kleingartenanlage unweit der Mottbruchhalde. „Anfangs hatten wir nicht einmal einen Kühlschrank. Also buddelten wir ein großes Loch und legten Brett, Folie und Rasen drüber. So blieb alles auch an heißen Tagen kühl und frisch.“ Der r Hobbygärtner erzählt von der Nachbarschaftshilfe: „Der eine hatte Pflaumen, der andere dafür Kirschen - wir tauschten alles aus, so hatte jeder von allem etwas.“
Stolz sind Margret und Manfred Brettschneider auf ihre Blumen: Seit über 20 Jahren gedeihen zehn verschiedene Sorten Clematis an einer Pergola. „Sie blühen den ganzen Sommer in allen Farben.“ Um reichlich im Nutzgarten zu ernten, folgen die beiden Hobbygärtner alten Bauernregeln. „Es ist wichtig, die Mondphasen zu berücksichtigen. Alles, was nach oben wächst, muss bei zunehmendem Mond, alles, was nach unten wächst, bei abnehmendem Mond gepflanzt werden.“ Kartoffeln müssten bis kurz vor der Ernte mit Fließ abgedeckt werden, um Käfer fernzuhalten.
Nachbarin Beate Powill bekräftigt dieses Konzepts: „Hier gibt’s die besten Kartoffeln! Daraus mache ich gleich in der Laube Reibekuchen, und der Duft lockt dann alle an.“ Seit 2000 bearbeitet sie den Kleingarten gemeinsam mit ihrem Ehemann Andreas. „Zur Leidenschaft wurde der Garten für mich jedoch erst ein paar Jahre später, denn die Gemeinschaft hier ist prima, und wir haben viele neue Freunde gefunden.“ Inzwischen hat auch der 30-jährige Sohn mit Familie den eigenen Garten in der Anlage.
Für Vereinsvorsitzenden Frank Marschall kommen Muße und Genuss des Hobbygärtners momentan etwas kurz: „In der inzwischen in die Jahre gekommenen Anlage - sie wurde 1947 gegründet - muss nun einiges repariert und erneuert werden.“. Durch Sponsoren konnten der Eingangsbereich neu gestaltet, Terrasse und Vereinsheim renoviert und auch eine neue Rutsche für den Nachwuchs angeschafft werden. Während Marschall nun meist mit Organisatorischem befasst ist, kümmern sich Ehefrau Silke und die Kinder Marvin (17) und Fabienne (12) um den Garten. Alle schätzen Ruhe und Erholung zwischen Blumen, Nutzgarten und Teich sowie das lockere Miteinander und die Feste in der Kleingartenanlage. Fabienne sagt: „Ich möchte auch mal einen Garten haben.“