Bottrop. .

Sportmanagement hat Saskia Schiefer studiert, zuletzt war sie an der Sporthochschule Köln eingeschrieben. Ein Jahr hat sie in England studiert, eine halbes Jahr in Finnland, und schon als Schülerin war die heute 25-Jährige für ein Jahr in den USA. Ein Lebenslauf, der durchaus beeindruckend klingt und sicherlich auch den ein oder anderen potenziellen Arbeitgeber angspricht. Doch Saskia Schiefer hat sich zunächst für etwas vollkommen anderes entschieden: Als „Fellow“ ist sie in den nächsten zwei Jahren an der Janus-Korczak-Gesamtschule im Einsatz. Übersetzen kann man das am besten mit den Worten „Weggefährte“ oder „Begleiter“.

Dahinter steht der Verein „Teach First“, auf Deutsch „unterrichte zuerst“. Diese Initiative wirbt dafür, dass Studenten nach Abschluss ihres Studiums zunächst für zwei Jahren an Schulen – meist in sozialen Brennpunkten – tätig werden. Die Idee ist, auf diese Weise die Chancengleichheit im Bildungssystem zu erhöhen.

Unterstützung für Lehrer

Wobei Saskia Schiefer sofort sagt: „Ich bin keine Lehrerin.“ Soll sie ja aber auch gar nicht sein. Für Schulleiter Detlev Grzebellus ist es viel wichtiger, eine qualifizierte zusätzliche Kraft zu haben, die im Team mit den Lehrern die Schüler unterstützt. „Eine wichtige Aufgabe an unserer Schule ist es, Schüler mit Migrationshintergrund in Schule und Gesellschaft zu integrieren“, beschreibt Grzebellus einen Schwerpunkt der Arbeit an der Janusz-Korczak-Gesamtschule. Dabei stehe die individuelle Förderung und der Blick auf den einzelnen Schüler im Mittelpunkt. Saskia Schiefer passe da hervorragend ins Konzept, schließlich interessiert sie sich besonders für die Sprachförderung.

Dass das Anforderungsprofil der Schule und die Fähigkeiten von Saskia Schiefer sich so gut ergänzen ist natürlich kein Zufall. Die Schulen bewerben sich bei „Teach first“ mit ihrem Schulprogramm und geben an, wo sie Unterstützung brauchen. Im Gegenzug sucht die Initiative den passenden Fellow. Wobei auch das einfacher klingt, als es ist. Grzebellus: „Wir haben uns jetzt das dritte Mal beworben und sind froh, dass es endlich geklappt hat.“

Ursula Bas ist Saskia Schiefers Mentorin. Gemeinsam hat man sich überlegt, wie die 25-Jährige ihre Fähigkeiten einbringen kann. „Ihr Einsatzplan für den Beginn steht. Unter anderem fährt sie als Begleitung mit auf die Klassenfahrt der Zehn.“

Wie kommt eine junge Frau darauf, sich nach dem Studium zunächst an einer Schule einzusetzen? „Mich hat die Idee begeistert, mich für Bildungsgerechtigkeit einzusetzen“, beschreibt Saskia Schiefer ihre Motivation. Sie weiß aber auch, dass es Menschen gibt, die ihren Einsatz nicht verstehen. „In meinen Umfeld haben mich Leute gefragt, warum ich mich unter Wert verkaufe.“

Drei Monate Ausbildung

Zum Glück hätten jedoch die Eltern Verständnis gehabt. Wie die anderen Teilnehmer des Teach-First-Programms hat auch sie sich schon lange vorher sozial engagiert. Die gebürtige Sauerländerin war aktiv in der christlichen Jugend. Sorge, dass die Schüler ihr auf der Nase herumtanzen macht sie sich also nicht. Zumal die Fellows auch gut auf ihren Einsatz vorbereitet werden: „Wir wurden drei Monate lang ausgebildet. Auch ein Sommercamp, in dem wir Kinder betreut haben, die dort lernen und Projektarbeit verrichten sollten.“ Daher fühle sie sich bereit.

Aber bei aller Begeisterung, die Saskia Schiefer mitbringt ist eines klar: Ihr Gastspiel in Bottrop ist zeitlich begrenzt. Ihr eigentliches Berufsziel: „Ich möchte in die Entwicklungszusammenarbeit.“ Das sie doch auf Lehrer umsattelt sei ausgeschlossen: „Schon allein, weil ich dafür ein komplett neues Studium absolvieren müsste.“