Bottrop.



Vor kurzem hatte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) eine Debatte über steigende Stromkosten infolge des Atomausstiegs angestoßen. Walter Derwald, Präsident des regionalen Baugewerbeverbands, fordert nun, den Fokus auf Energieeffizienz zu lenken, also vor allem den Verbrauch zu senken. „Wärmedämmverbundsysteme sind weniger sexy als E-Mobile, aber nur wenn wir den Energieverbrauch in den privaten Haushalten senken, bleiben die Stromkosten beherrschbar.“

Der Verband fordert von Bund und Ländern, sich bei der Förderung der energetischen Gebäudesanierung zu einigen: „Der Startschuss aus Berlin ist überfällig. Der Staat soll jetzt die Investitionsbedingungen für Vermieter verbessern.“ Für Eigentümer unsanierter Wohnungen sei es oft rentabler, eine Mieterhöhung auszusetzen, als in das Gebäude zu investieren. Energiesparreserven blieben so ungenutzt.

Vermietern Anreize bieten

40 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland werden zum Heizen von Räumen und Wasser benötigt. Zwei Drittel dieser Energie verbrauchen private Haushalte. Das wisse die Politik, dennoch geschehe auf dem Wohnungsmarkt zu wenig. Das betreffe nicht nur die Energieeffizienz, sondern auch andere Maßnahmen. Laut Baugewerbeverband gebe es in Deutschland rund 600 000 sanierungsbedürftige Wohngebäude mit vier und mehr Geschossen, die wegen ihrer Grundrisse nicht barrierefrei umzubauen sind.

„Unser Verband erwartet von der Politik, auch den Abriss und Ersatzneubau zu fördern“, so Derwald. „Energieeffizienz und Barrierefreiheit gehen im Neubau Hand in Hand. Mit der Abschreibungserhöhung muss der Staat unter dem Strich nichts zuschießen“, verweist er auf das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI).

Das Institut hat für Nordrhein-Westfalen errechnet, dass dieser Investitionsansatz jährlich den Neubau von rund 2300 zusätzlichen Wohnungen auslösen und rund neue 5400 Arbeitsplätze schaffen könne.

Der Landeshaushalt würde entlastet

Gleichzeitig würde laut RWI der Landeshaushalt pro Jahr um 350 Millionen Euro entlastet. Das geschehe durch Mehreinnahmen bei der Umsatzsteuer und geringere Sozialausgaben. „In diesen Neubauten ist ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter möglich. Ältere Menschen müssen nicht vorzeitig zu hohen Kosten in Alten- und Pflegeheime ausweichen. Auch das spricht dafür, mit der Energiewende beim Wohnungsbau anzusetzen“, sagte Derwald.

Der Baugewerbeverband Westfalen hat seinen Sitz in Dortmund und vertritt als Arbeitgeber- und Fachverband unter anderem die Interessen des Bottroper Baugewerbes. In den 33 Innungen sind 4000 Bauunternehmen mit 40 000 Beschäftigten tarifgebunden organisiert.