Bottrop: .
Karl-Heinz Jochheim von dem Hilfe-Verein „Lebenszeichen Tschernobyl - St. Cyriakus“ ist von seiner jährlichen Reise nach Weißrussland zurückgekehrt. „Die Not ist auch nach 21 Jahren Hilfe durch uns an vielen Stellen immer noch sehr groß“, fasst der 83-jährige Bottroper zusammen. Hier schildert er seine gerade gewonnenen Eindrücke.
„Trotz einer hohen Inflationsrate ist die wirtschaftliche Situation im Land stabil. Die Straßen und Außenanlagen sind in verbessertem Zustand. Der Verkehr hat zugenommen, und es gibt eine Rush-Hour ähnlich wie bei uns.
Renten, Einkommen und Mindestlöhne (zurzeit liegen sie bei rund 100 Euro) werden, wenn auch mit Verzögerungen, angepasst. Die Versorgung von Pflegebedürftigen in der Stadt hat sich durch Einstellung von weiteren Pflegerinnen etwas entschärft. Allerdings: Die Preise für Westwaren sind auf unserem Niveau.
Das soziale Netz hat sich für die durch Krankheiten in Not geratenen Familien, Behinderte und Alleinstehende nicht weiter verbessert. Auch in Zukunft ist unsere Hilfe für diese Menschen sehr wichtig. Einige Beispiele:
Die Leiterin einer Pflegegruppe, Ludmila Dolotowa, hat Lymphdrüsenkrebs und bereits zehn Chemotherapien und mehr als 20 Bestrahlungen hinter sich. Ihre Behandlungen sind kostenlos, Medikamente muss sie aber selbst bezahlen. Die Kosten dafür belaufen sich auf 100 bis 200 Euro jeden Monat. Wir helfen mit 100 Euro pro Monat aus, so lange sie die Hilfe braucht.
Alla Garmasch bekam durch die Tschernobyl-Katastrophe Schilddrüsenkrebs. An an den Folgen leidet sie bis heute. Um ihre Gesundheit ist es sehr schlecht bestellt. Sie braucht viele Medikamente, doch sie ist sehr glücklich, dass ihr Sohn, der mit einem Herzfehler geboren wurde, das Pädagogikstudium mit Bestnoten abgeschlossen hat und an einer Fachschule in Mozyr arbeitet. Er hat geheiratet, und seine Frau Christine wird in Zukunft Alla pflegen. Wir stellen die Pflege ein, aber setzen die monatliche finanzielle Unterstützung von 30 Euro fort.
Der strahlengeschädigten Russland-deutschen Familie Merkel, die keine Einreiseerlaubnis nach Deutschland erhalten hatte, helfen wir seit dem Jahr 2000 bei der Umsiedlung in eine strahlenarme Zone und begleiten sie in ihrer schwierigen finanziellen und gesundheitlichen Situation.
Die städtische Kinderzuflucht „Prijut“ kann weiterhin mit ihrem qualifizierten Personal die Arbeit mit den Straßenkindern und Sozialwaisen fortsetzen. Allerdings: Das Budget reicht nur für das Notwendigste. Auch hier ist unsere weitere Hilfe zur Resozialisierung dieser Kinder sehr notwendig. Die Direktorin Olga Schagiewa dankt ausdrücklich allen deutschen Spendern.“
INFO:
Seit 1991 hilft „Lebenszeichen Tschernobyl St. Cyriakus“ notleidenden Menschen im Tschernobyl-geschädigten Weißrussland. Treibende Kraft sind dabei Marga und Karl-Heinz Jocheim.
Mit dem Dank für die bisherige Hilfe bittet die Organisation die Bottroper auch weiterhin um Unterstützung.
Konto: LZT-St. Cyriakus, Konto: 5200 804 702, BLZ: 424 614 35, Volksbank Kirchh. eG Bottrop