Bottrop. .

Soziale Einrichtungen werden aufgeben, wenn der Rat die Sparmaßnahmen beschließt, die der Kämmerer zur Haushaltssanierung vorgelegt hat. Es wird dann auch zu betriebsbedingten Kündigungen kommen. Davor warnt die Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrt.

„Das jetzige Sparpaket bedeutet für einige soziale Bereiche durchaus einen Kahlschlag“, sagt Gudrun Wischnewski, Sprecherin der AG Wohlfahrt. Für die Arbeitsgemeinschaft, der die großen Wohlfahrtsverbände in der Stadt angehören, sei der Stärkungspakt für Stadtfinanzen zwar alternativlos, durch den Sanierungsplan werde die soziale Infrastruktur der Stadt aber über Gebühr belastet, befürchtet die Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt.

Zwei wichtige Botschaften haben die Sozialverbände vernommen, seit die Parteien über die Sparliste beraten: „Erstens: Soziale Strukturen sollen nicht zerschlagen werden, sondern es soll mit finanziellen Abstrichen aufrecht erhalten bleiben, was sich bewährt hat“, fasste Andrea Multmeier, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, die Debatte zusammen. „Zweitens soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben“.

Diese Versprechen aber werden SPD und CDU nicht halten können, mahnt die AG Wohlfahrt. Die beiden Ratsparteien hatten die Zusage zwar mit Blick auf die Arbeitsplätze in der Stadtverwaltung gemacht. „Wir übertragen diese aber auch auf unseren Bereich“, sagte Andrea Multmeier. Die Sozialverbände sorgt dabei vor allem, dass die Folgen von Einsparungen an den falschen Stellen später nicht wieder wettgemacht werden könnten. „Ist eine soziale Dienstleistung erst einmal verloren, werden wir sie auch in Zukunft nicht mehr zurück holen können“, ist sich die Geschäftsführerin sicher.

Von den sozialen Diensten, die die Stadt bisher finanziell unterstütze, profitieren Hunderte von Menschen. „Diese Dienste sind über Jahrzehnte aufgebaut und entwickelt worden“, sagte Uwe Rettkowski, Vorstand des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Bei der Streichung der Fördergelder gehe es um weitaus mehr als um Finanzfragen. „Das ist ja auch ein politisches Zeichen“, sagte der DRK-Vorstand, „es verändert die soziale Kultur in der Stadt“. Denn es seien oft auch ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich für eine gute Sache einsetzen. Dieses Engagement gehe verloren. Denn der Rat zeige mit seinen Sparbeschlüssen ja womöglich, dass dieses große bürgerschaftliche Engagement gar nicht anerkannt werde. Rettkowski: „Man kann doch von ehrenamtlichen Kräften jetzt nicht auch noch erwarten, dass sie die Einrichtung auch noch selbst finanzieren“.

Die Anlaufstelle für Selbsthilfegruppen würde aufgeben

Der Paritätische Wohlfahrtsverband unterhält dieses Büro. Zur Finanzierung tragen neben dem Verband die Krankenkassen und die Stadt bei. Streiche die Stadt ihre 9000 Euro, breche auch das Geld der Krankenkassen weg, erklärt Geschäftsführerin Andrea Multmeier. Das Büro müsste schließen. Multmeier: „Die direkte Folge ist eine betriebsbedingte Kündigung“.

Der Fahrdienst für Behinderte bliebe auf der Strecke

Das Deutsche Rote Kreuz sorgt im Auftrag der Stadt für den Behindertenfahrdienst. „Jeder Fahrgast zahlt schon drei Euro“, sagt DRK-Vorstand Uwe Rettkowski. Auch die Stadt sieht die Gefahr, dass das DRK nicht wirtschaftlich sein kann, wenn die 60 000 Euro Zuwendungen entfallen. Den Fahrern und der Halbtagskraft in der Fahrdienstzentrale würde gekündigt.

Tagesstätten für alte Menschen könnten sich nicht halten

Die Arbeiterwohlfahrt und die Caritas zum Beispiel führen eine Reihe von Altentagesstätten. Die Stadt will dafür 21 000 Euro ihrer ohnehin immer wieder gekürzten Zuschüsse streichen. „Dann werden sich Altentagesstätten nicht halten können“, sagt AWO-Geschäftsführerin Gudrun Wischnewski. „Da bricht in der Betreuung alter Menschen etwas weg“, bedauert sie.

Kontaktstellen für psychisch Kranke nicht zusammentun

Die Caritas betreibt die Beratungsstelle für psychisch Kranke und Suchtkranke. Die Stadt will die 12 800 Euro dafür und die 18 000 Euro für eine Teilzeitkraft sparen. Sie will dazu die Stube mit einer Kontaktstelle im Gesundheitsamt zusammenfassen. „Es ist kein doppeltes Angebot. Die Kontaktstellen ergänzen sich“, erklärt Caritas-Vorstand Dr. Andreas Trynogga.