Bottrop.. Die Anwohner “An der Kommende“ in Bottrop ärgern sich, dass die Hochhäuser entlang der Straße immer mehr verfallen. Eines der Gebäude steht inzwischen ganz leer, drumherum sammelt sich der Müll. Niemand fühlt sich für den Erhalt zuständig. Die Eigentümer der maroden Immobilien sind nicht zu fassen - Für die Nachbarn ist das nur schwer zu ertragen.

Schaut man rechts auf den ordentlich gemähten Rasen, die gepflegten Beete und die blumengeschmückten Balkone, nimmt sich der Kontrast auf der gegenüberliegenden Seite besonders krass aus. Auffälliger als hier in der Straße „An der Kommende“ kann der Unterschied zwischen den Gebäuden kaum sein: Die gepflegten Seniorenwohnungen des Arbeiter-Samariter-Bunds auf der einen Seite, heruntergekommene Hochhäuser auf der anderen Seite.

Nachbarn wünschen sich den Abbruch

Vor ihnen wuchert Rasen und Unkraut um die Wette, eines der Hochhäuser ist unbewohnt. Inzwischen ist wenigstens die Tür mit Brettern verrammelt. Bis es soweit war, habe sich allerlei Gesindel in dem leeren Haus herumgetrieben, das hier übernachtet oder illegal eingezogen sei, so die Schilderungen von Nachbarn. Sie sind den Anblick dieser Schandflecke leid, möchten wissen, wie es mit den Häusern weitergeht. Am liebsten sähen sie den Abbruchhammer im Einsatz.

SPD-Ratsherr Werner Kamratowski kennt die Klagen. Auch ihm sind die Betonklötze ein Dorn im Auge. Er verweist auf NRW-Bauminister Michael Groschek, der vor einiger Zeit Prämien für den Rückbau von privatem Wohneigentum ins Gespräch gebracht hat. „Hier wären die nützlich“, so Kamratowskis Einschätzung.

Die Fassade wurde für Zielübungen genutzt – überall stecken Besteckteile..
Die Fassade wurde für Zielübungen genutzt – überall stecken Besteckteile.. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Ein Gang rund um das leerstehende Haus Nummer 15, einem besonders vernachlässigten Gebäude, zeigt, dass sich für diesen Ort schon lange niemand mehr verantwortlich fühlt. Zwischen den Mülltonnen finden sich die Überreste eines Fernsehers, dann etwas, das wohl mal die Stoßstange eines Autos war. Noch schlimmer wird es hinter dem Haus. Dort macht es den Anschein, als hätten die letzten Mieter ihr Hab und Gut über den Balkon geworfen. Die Kleidungsreste, Küchenutensilien, Lattenroste werden langsam von Unkraut überwuchert.

Die Fassade bröckelt, die Eingangstüren stehen auf – über die Verwahrlosung im Umfeld der Hochhäuser An der Kommende ärgern sich die Nachbarn.
Die Fassade bröckelt, die Eingangstüren stehen auf – über die Verwahrlosung im Umfeld der Hochhäuser An der Kommende ärgern sich die Nachbarn. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Die Nachbarn sind empört. Eine ist Petra Cziuraj. Die Mitarbeiterin des Arbeiter-Samariter-Bundes ASB hatte bis 2001 selbst in einem der Hochhäuser gewohnt. „Damals war das ein ordentliches Haus, die Wohnungen waren gut ausgestattet.“ Sie kennt die Probleme, die die Häuser heute verursachen: „Der ASB hat inzwischen Schwierigkeiten, seine Wohnungen zu vermieten.“

Eine Mieterin der ASB-Altenwohnungen bestätigt das. Auch sie habe schlechte Erfahrungen gemacht mit Menschen, die von dem Leerstand auf der anderen Straßenseite angelockt wurden. „Ich traue mich kaum noch auf meinen Balkon. Selbst die Blumen haben sie mir aus den Kästen geklaut.“ Aber nicht nur der ASB leidet. Auch die Bewohner einer nahe gelegenen Siedlung kennen das Problem. „Ein Nachbar wollte sein Haus verkaufen, der Käufer wollte wegen der Hochhäuser sofort den Preis drücken. Der Wertverlust ist enorm“, sagt Klaus Hüls.

Einen kuriosen Anblick bietet eine seitliche Hochhausfassade. In vier bis fünf Meter Höhe stecken zahlreiche Küchenutensilien. Brotmesser, Gabeln, andere Besteckteile und auch ein Büchsenöffner sind zu entdecken. Es sieht aus, als seien sie mit Schwung gegen die Fassade geschleudert worden. Dort blieben sie in der dünnen Putz- und Styroporschicht über der Ziegelwand hängen.

Wem die Hochhäuser gehören, weiß vor Ort niemand. Verwaltet werden sie von der Deutschen Immobilien Management, einem Unternehmen der Gestrim-Gruppe, die sich um die Verwaltung von Immobilien kümmert. Auf der Internetseite heißt es, dass die Gruppe seit 2004 in Deutschland tätig ist und zum europaweit agierenden Nexity-Konzern gehört. Der betreut nach eigener Auskunft „im kaufmännischen Immobilienmanagement aktuell ca. 870 000 Einheiten in mehr als 235 Büros“. Ein Gesellschafter ist die BPCE-Gruppe, der zweitgrößte französische Bankkonzern.

Auf Nachfrage teilt eine Gestrim-Sprecherin schließlich mit, dass sich sowohl Verwalter als auch Eigentümer der Immobilien nicht äußern werden – weder zum Zustand noch zur Zukunft der Gebäude. Auch ein direktes Gespräch mit den Eigentümern sei nicht möglich. Für die Nachbarn schwer zu ertragen.