Bottrop. Lange Schlangen vor dem Stenkhoffbad. „Als Jugendlicher war ich hier, jetzt komme ich mit meinen Kindern.“
Schon von weitem hört man Kinder lachen und Jugendliche ins Wasser springen. Die Schlange vor den Toren des Stenkhoffbads ist lang. Die Parkplätze sind brechend voll und auch die umliegenden Straßen. Rund 1400 Besucher sind allein am Samstag vor 14 Uhr nach Bottrop-Eigen gekommen, um die Sonne im Freibad zu genießen.
Hauptsächlich Kinder, Jugendliche und Familien zieht es ans kühle Nass mitten in Bottrop. Der typische Geruch von gechlortem Wasser, Sonnencreme und Pommes schafft die bekannte Freibadatmosphäre. Doch bald könnte Schluss sein für den Badebetrieb im Stenkhoffbad. Die Stadt hat vor, das einzige Bottroper Freibad zu schließen, um Gelder einzusparen. Doch die Meinung der Besucher im Stenkhoffbad ist einheitlich: Das Bad darf nicht geschlossen werden. Viele Erinnerungen an schöne Tage an den zwei großen Becken des Freibads hegen die Besucher.
Christopher Telke ist mit seiner Frau und seinen zwei Kindern gerne im Stenkhoffbad zu Gast, besonders, wenn die Temperaturen wie am Samstag die 30 Grad-Marke übersteigen. „Ich bin selbst als Jugendlicher hier gewesen. Jetzt komme ich mit meinen Kindern her“, erklärt der Familienvater. „Sie sind vier und sieben Jahre alt und da das Bad übersichtlich und sicher ist, ist es für Kinder optimal und sehr familienfreundlich.“
Die Facebook-Gruppe
Familie Roßmann hat es sich mit etwa 30 Familienmitgliedern und Freunden im Schatten unter den Bäumen am Beckenrand bequem gemacht. Ganze vier Generationen auf einmal liegen zusammen auf der Decke und genießen das schöne Wetter – von Oma bis Urenkelkind. „Hier trifft man Hinz und Kunz aus Bottrop“, weiß Olaf Roßbach. „Deswegen kommen wir so gerne hier hin.“ Dass das Bad vielleicht bald schließt, bezeichnet er als „Sauerei“. Seine Mutter pflichtet ihm bei. „Das wäre wirklich eine Schande für Bottrop. Ich war schon hier, da lagen meine Kinder noch im Kinderwagen. Heute sind sie über 40“, lächelt die ältere Dame. Carina, ihre fünfjährige Urenkelin, spielt unter einer Strandmuschel, während ihre Mama ihr den Rücken eincremt. Frank Roßbach hat sogar eine Facebook-Gruppe gegen die Schließung des Freibads gegründet. „Stenkhoffbad vor Schließung, die Stadt nimmt uns alles weg“ lautet der Titel. Rund 2200 Mitglieder zählt die Gruppe schon. „Wo sollen wir denn dann schwimmen gehen? Vielleicht am Brunnen vorm Rathaus?“, flachst ein Bottroper Bürger, der wie viele andere die Seite als Forum benutzt, um sich gegen die Schließung auszusprechen. Michael Kohtz hat eine ganz besondere Beziehung zum Stenkhoffbad. „Ich habe hier meinen Namen erhalten“, erzählt er. „Meine Mutter war mit mir schwanger und hat eine andere Frau gehört, die ihr Kind mit dem Namen Michael rief. Diese Begegnung hat sie auf die Idee gebracht, ihren Sohn auch so zu nennen.“
Die Wiese um die Becken herum ist proppenvoll. Hunderte von Menschen räkeln sich in der Sonne und tauchen hin und wieder ins kühle Nass ab. Eine Gruppe von etwa zehn Jugendlichen hüpft ins Wasser. „Wir waren letzte Woche jeden Tag hier“, sagt die 13-jährige Lara. Mit ihren Freunden verbringt sie die heißen Sommertage im Freibad. „Hier kennt man jeden und der Revierpark Vonderort ist uns zu weit weg“, ergänzt ihr 12-jähriger Freund Chris. Die Besucher scheinen ihr Stenkhoffbad nicht missen zu wollen.