Bottrop. Mitten im Ruhrgebiet liegt ein Gebirge, das es vor einigen Jahrzehnten noch gar nicht gab: Die Halden und Deponien mit den Abfällen der Montanindustrie bilden mittlerweile eine beachtliche Bergwelt. Ein Ausflug zur Halde an der Prosperstraße in Bottrop - der Action-Halde mit Skihalle, Surfanlage und mehr.

Die Halde an der Prosperstraße setzt Maßstäbe in mehrfacher Hinsicht: Sie ist die einzige zugängliche private Halde des Ruhrgebiets. Sie ist die internationalste. Sie darf mit Fug und Recht als die hässlichste Halde im Ruhrgebiet bezeichnet werden. Und nichstdestotrotz hält sie mit der benachbarten Tetraederhalde den Besucherrekord.

Aber der Reihe nach: Nachdem der Haldenkörper zwischen 1963 und 1980 mit Abraum der benachbarten Zeche Prosper II aufgeschüttet wurde, gehörte die Halde an der Prosperstraße eine Zeitlang zu den ungeliebten und unübersehbaren Hinterlassenschaften des Bergbaus. Während die Ruhrkohle AG auf ihrer Immobilie saß und auch dem damaligen Kommunalverband Ruhr nichts einfiel, schneite der Österreicher Marc Girardelli mit einem tollkühnen Plan ins beschauliche Bottrop.

Die längste Indoor-Skipiste

Der fünffache Skiweltcup-Gewinner, der Zeit seines Lebens für Luxemburg (!) startete, hatte nur eins im Sinn: Skifahren. In Bottrop. Auf der Halde. Obwohl es viele gab, die sein Konzept für kompletten Unfug hielten, bekam er den Zuschlag und die Halde „für‘n Appel und ‘n Ei“. Darauf ließ er eine grüne, fast 700 Meter lange Halle bauen, die an optischer Kargheit der Halde in nichts nachstand.

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Drinnen allerdings ließ Girardelli die nach eigenen Angaben längste Indoor-Skipiste der Welt anschütten: 640 Meter lang, ca. 30 Meter breit, minus zwo Grad Celsius, 365 Tage im Jahr. Anfang 2001 eröffnete das Alpincenter, nebst Almhütte, Skiverleih und -schule – und brachte es unter Girardellis Leitung auf rund 200.000 Besucher pro Jahr. Zu wenig, um profitabel zu sein, und so musste der Österreicher mit Luxemburger Skipass sich in Deutschland aus der Geschäftsführung zurückziehen und 2004 schließlich den Großteil seines Bottroper Traums verkaufen.

Klettergarten, Skydiving und Sommerrodelbahn

Ausgerechnet an Holländer, an das Familienunternehmen Van der Valk, das schon einige Hotels auf deutschem Boden betrieb. Die Holländer senkten die Preise und erhöhten Schritt für Schritt das Vergnügen. Neben einem Open-Air-Biergarten in luftiger Höhe setzten sie einen Klettergarten – und wie es sich für echte Holländer gehört, einen Parkplatz. Schließlich möchte der Holländer möglichst alles mit seinem Auto erreichen.

Eine ordentliche Straße hinauf wurde ebenfalls gebaut, so dass die Halde Prosperstraße die einzige weit und breit ist, auf die man mit eigenem Pkw ganz legal bis oben rauf darf. Dort herrscht ob der neuen Attraktionen ein munteres Treiben. Ruhe und Abgeschiedenheit findet man definitiv anderswo. Damit sich die Autofahrt auf den Berg wirklich lohnt, sind jüngst drei weitere Attraktionen hinzugekommen: Beim Skydiving simuliert man einen Fallschirmsprung auf einer gewaltigen Luftsäule.

Im Sommer wird zusätzlich noch „The Wave“ auf das Haldenplateau gesetzt – dann kann man sogar surfen hoch über Bottrop. Und von oben runter kann man jetzt auch auf einer mehr als 1 000 Meter langen Sommerrodelbahn zu Tal fahren. Mit 40 km/h. Das allerdings über eine spärlich begrünte, oft steinige Halde, die nichts zum Wandern oder Radfahren, weder Naturerleben noch Möglichkeiten zum Drachensteigenlassen oder Rodeln bietet. Aber das kann man ja alles auf vielen anderen Halden im Ruhrgebiet.