Der soziale Dienst der Kirche rüstet zehn Dächer mit Photovoltaikanlagen aus.OB Tischler freut sich über Beitrag zur Innovation City

Die Diakonie setzt seit je her auf Himmelskraft. Jetzt allerdings nutzt der soziale Dienst der evangelischen Kirche diese Kraft in Form von Sonnenenergie auch fürs weltliche Stromnetz. Das Diakonische Werk Gladbeck Bottrop Dorsten rüstet die Dächer von zehn Einrichtungen mit einer Photovoltaikanlage aus. Es nutzt den direkten Draht nach oben, zum Himmel, also nicht nur zum geistigen Auftanken, sondern wandelt ihn auch noch in messbare Energie um. Energiewende mal ganz anders.

Anfragen aus aller Welt

Die Diakonie lässt sich die Ausstattung mit der zukunftsweisenden Technologie knapp über eine Millionen Euro kosten, erklärt Karl Kinne, Vorstand und Kaufmännischer Leiter. Bis Ende November sollen alle zehn Dächer mit Photovoltaik ausgestattet sein.

Den Anfang hat das Werkhaus 2 in Bottrop gemacht. „Die Anlage ist schon seit Februar in Betrieb“, sagt Kinne, „und sie hat sich jetzt schon mehr als bewährt.“ Und das, obwohl die Wohlfahrtsorganisation beim Bau nicht auf „billig“ gesetzt hat. Man habe bewusst ein inländisches Produkt gewählt und einen Installateur aus der Region, erklärt Kinne.

Wenn alle Dächer fertig sind, will die Diakonie mit der neuen Technologie 20 Prozent der jährlich benötigten 2,5 Millionen Kilowattstunden selbst erzeugen. „In etwa sieben Jahren müsste sich die Investition gerechnet haben – bei den jetzigen Strompreisen“, kalkuliert der Kaufmännische Leiter.

Ökonomisch, so jedenfalls rechnet es sich die Diakonie aus, eine durchaus sinnvolle Ausgabe. Doch das allein zählt für eine kirchliche Einrichtung nicht. „Die Bewahrung der Schöpfung, das ökologische Engagement, das ist für uns ein Wert“, erklärt Johannes Schildmann, Theologe und Diakonievorstand. Und den findet der Kirchenmann in diesem Vorhaben in vollem Umfang berücksichtigt. Denn evangelische Kirche und Diakonie hätten sich bereits in den 70-er Jahren für ökologische Vorhaben, für die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt. Es finde sich bis heute in ihren Zielen und Grundsätzen wieder.

Und in Bottrop kommt ein weiterer Punkt dazu: Innovation City, das Vorzeige-Projekt der Stadt schlechthin. „Das hat uns inspiriert, wir wollten unseren Beitrag dazu leisten“, sagt Schildmann.

Oberbürgermeister Bernd Tischler hört es mit Freude. „Die Bewahrung der Schöpfung“, sagt er, „das ist ein bisschen auch unser städtisches Ziel.“ Das Beispiel der Diakonie zeige, dass sich Ökologie und Ökonomie nicht ausschlössen.

Innovation City, sagt er nicht ganz ohne Stolz, sei zwar auf zehn Jahre ausgelegt, doch es habe der Stadt schon jetzt einen enormen Schub gegeben. „Ich besuche immer mehr Projekte, die nicht mehr in der Planung sind, sondern in Betrieb genommen werden“, lobt er. „Ich sehe, dass wir das Ziel, die CO2-Emissionen zu halbieren, auch erreichen können.“ Und noch etwas hat er beobachtet: Die Stadt spiele inzwischen in einer ganz anderen Liga als vorher. Nachfragen kämen längst nicht nur aus der Landeshauptstadt Düsseldorf und aus ganz Deutschland, „wir stehen weltweit im Fokus“. Ein Pilot-Projekt, das vielleicht tatsächlich um die Welt geht.