Bottrop. Auch Bottrop muss bei den Kulturausgaben kürzer treten, obwohl der Etat nur etwa 6,5 Millionen Euro beträgt. Das entspricht etwa 1,8 Prozent des städtischen Gesamthaushalts. In den kommenden Jahren wird der Etat jährlich etwa um 150 000 Euro schrumpfen.
Es sind die freiwilligen Leistungen, die eine Stadt lebenswert machen. Da sind sich Kämmerer und Kulturdezernent Willi Loeven und Dieter Wollek, Leiter des Kulturamtes, einig. Kultur gehört zu diesen freiwilligen Ausgaben, die angesichts der schwierigen Haushaltslage wieder auf dem Prüfstand stehen. Die Sparvorschläge hätten weit drastischer ausfallen können. Konsolidiert wird überwiegend durch Gebühren- und Entgelterhöhung (die WAZ berichtete).
Aber bei einem kulturellen Gesamtetat von etwa 6,5 Millionen Euro - was etwa 1,8 Prozent des städtischen Haushalts ausmacht - ließe sich der auch nicht sanieren, wenn man beispielsweise das Museum und die Volkshochschule komplett schlösse. Auch wenn damit etwa die Hälfte der Kulturausgaben wegfielen.
150 000 Euro pro Jahr weniger
Niemand wird den Kämmerer beneiden, der in diesen Zeiten den Spagat zwischen Haushaltssanierung und als Kulturdezernent der Verantwortung für die Kultureinrichtungen und das kulturelle Angebot in der Stadt schaffen muss. Da beruhigt es, wenn Loeven nach bereits erfolgten Einsparungen, wie der Schließung zweier Stadtteilbibliotheken (Sparvolumen nach der Umstellung auf ein neues Stadtteilkonzept: 66 000 Euro) oder der Streichung der Sinfoniekonzertreihe im vergangenen Jahr (Einsparung: 42 000 Euro), sich zu den bestehenden Institutionen und dem kulturellen Grundangebot auch im Bereich Musik und Theater bekennt. Dennoch sollen in den nächsten Jahren etwa 150 000 Euro jährlich weniger ausgegeben werden. Die Liste stellte diese Zeitung vor einigen Tagen vor.
Die Schwerpunkte sind auch künftig klar definiert: Weit oben stehe ganz klar die kulturelle Bildung. Für Loeven sind das neben VHS, Musikschule oder Einrichtungen wie der Kulturwerkstatt vor allem auch das Programm Schule und Kultur, der Mini- und Kinderklassikklub oder die Jugendtheaterreihe. Daneben steht ein klares Bekenntnis zum Quadrat und dem Museum für Ur- und Ortsgeschichte, für das in der sanierten Bürgermeistervilla am Stadtgarten demnächst ein neues Präsentationskonzept u.a. mit dem früheren Chef des Essener Ruhrmuseums, Ulrich Borsdorf, erarbeitet wird. Und schließlich will Loeven das kulturelle Grundangebot nicht weiter reduzieren. Gerade die Theaterreihen aber auch die Kleinkunstreihen würden hervorragend angenommen.
1,8 Prozent vom städtischen Haushalt
Natürlich seien künftig Kooperationen verstärkt ein Thema. Bereits jetzt arbeite man mit dm Kultursekretariat Gütersloh zusammen und übernehme die Kammerkonzertreihe „Best of NRW“. „Das ist weitaus günstiger, als die wenn wir eine Reihe wie früher selbst einkauften“, so der Dezernent. Aber auch die Beschaffung von Drittmitteln stehe ganz ober auf der Liste. Bis jetzt komme durch Unternehmen, Stiftungen oder Privatleute eine „deutlich sechsstellige Summe“ zusammen. Das diene nicht zur Finanzierung der Grundversorgung, sondern solle einzelne Projekte oder die sogenannten Highlights ermöglichen.
Politik entscheidet über Finanzen
Kulturamtsleiter Dieter Wollek sieht in der Kultur neben dem Sport einen der wenigen Freiräume, in denen eine Stadt sich entwickeln kann. Das trifft auch für die Gestaltung mit geringer werdenden öffentlichen Mitteln zu. Wie Loeven spricht er von Schwerpunkten, vor allem im Bereich Jugend und Kultur und warnt vor einer allzu restriktiven Erhaltungsmentalität: „Wer alles bewahren will, hat am Ende vielleicht nichts.“
Eine finanzielle Untergrenze, die die Kultur zur Aufgabe einer größeren Institution zwänge, will er nicht definieren. Dies festzulegen sei Sache der Politik. Aber 1,8 Prozent vom Gesamtetat sei nicht viel. Es habe auch Zeiten gegeben, noch vor ungefähr zehn Jahren, in denen die Ausgaben für Kultur bei 2,5 Prozent des städtischen Haushalts lagen.