Bottrop.

Dass ihr Lokschuppen einmal Bootshaus eines Rudervereins und dann sogar Filmkulisse wird, hätten sich die Kumpel von Prosper I vor 100 Jahren auch nicht träumen lassen. In knapp drei Wochen ist es soweit: Wieder - können Bottrops Filmfreude sagen. Denn das Bootshaus, hart am Kanal gelegen, zählt bereits zum dritten Mal zu den Filmschauplätzen NRW. Das muss einen Grund haben, denn die Film- und Medienstiftung NRW begibt sich jedes Jahr auf Entdeckungstour und macht neue spannende Orte für ihr cineastisches Sommerprogramm ausfindig.

Fabelhafte Sponsoren

„Normalerweise“, sagt auch Anna Fantl von der Filmstiftung, die das Projekt mit 14 teilnehmenden Orten zwischen Monschau in der Eifel und dem ostwestfälischen Büren auch jetzt wieder betreut. „Aber wir machen auch Ausnahmen“, so Fantl. „Die Verbindung von Industrie und Freizeit ist hier am Kanal so greifbar – und so typisch für das Ruhrgebiet, irgendwie Revier pur.“ Das Bootshaus mit seiner Umgebung hat etwas Unprätentiöses, Verwunschenes und Bodenständiges zugleich.

Und vor allem: „In Bottrop finden wir tolle Unterstützer“, schwärmt Anna Fantl. Damit meint die Cineastin vor allem die jüngeren Unternehmer, die sich zu „Konjungtour“' zusammengeschlossen haben und ohne die Veranstaltungen wie die „Filmschauplätze“ gar nicht mehr möglich wären. „Jedenfalls nicht in den Städten, die mehr denn je unter der Schuldenlast ächzen.“

Auch Ilse Ortmann vom Kulturamt kämpft seit 2010 jedes Jahr neu darum, dass Bottrop wieder auf die Liste der „Filmschauplätze“ gesetzt wird. Bis jetzt lief die Sache rund. Im vergangenen Jahr war der Platz vor dem Bootshaus gesteckt voll. „Mehr als 300 Besucher dürfen wir leider aus Sicherheitsgründen nicht auf das Gelände lassen“, sagt Ilse Ortmann. Naja, wenn die Leinwand und Bestuhlung etwas anders platziert werden, könne man die Kapazität um 30 oder 40 Plätze erweitern. Dann sei aber endgültig Schluss. Mehr geht nicht.

Buntes Begleitprogramm

Zunächst hatte Ilse Ortmann eine ganz spektakuläre Idee: Die Leinwand auf einem Schiff im Kanal zu installieren. „Die Zuschauer hätten dann direkt am Ufer sitzen und den Film schauen können.“ Auch die Leute von der Filmstiftung fanden die Idee verlocken - nur war sie technisch leider nicht zu realisieren. Ob nun mit oder ohne Schiff: Die Felle werden den Veranstaltern auch so nicht davon schwimmen - es sei denn, dass Wetter spielt nicht mit.

Sonst wird es mit der Oldie-Band „The Breeze“ oder den beiden Brüggemeiers vom Figurentheater „sonstwo“ - die allerdings mit einem Walk-Act für Erwachsene und ganz ohne Puppen zu erleben sind - sicher wieder ein runde Sache. Fürs Catering sorgen wieder die Mitglieder der Rudergemeinschaft. Der Erlös (dieses ansonsten eintrittsfreien Abends) kommt dabei der Jugendorganisation des Vereins zu Gute.

Suche nach neuem Aufführungsort

Bleibt noch die Aussicht auf das kommende Jahr: Ob das Bootshaus auch dann wieder „Filmschauplatz“ wird, kann Ilse Ortmann nicht mit Bestimmtheit sagen. Fest steht: „Den Antrag für 2013 habe ich bereits geschrieben.“ Alles Weitere sei Sache der Filmstiftung - und des Sponsors, der hoffentlich wieder „Konjungtur“ heißt.

Bei Anna Fantl erfahren wir etwas mehr. Aber keine Sorge: „Bottrop steht als Spielort bei uns wieder ganz oben auf der Liste“, so die umtriebige Projektleiterin. Aber eine wesentliche Idee der „Filmschauplätze“ sei ja die Entdeckung immer neuer ungewöhnlicher Aufführungsorte. Warum also nach dem alten Bootshaus nicht einmal einen anderen spannenden Ort in der Stadt ausfindig machen, der sich für Filmvorführungen eignet? „Die Stadt als Standort entspricht genau unseren Vorstellungen“, sagt Fantl. Man wähle Orte aus, an denen es kein kommerzielles Open Air-Kino im weiteren Umfeld gibt.

Da können wir die Macher der Filmstiftung beruhigen. In Bottrop gibt es seit Schließung der Schauburg nicht einmal ein konventionelles kommerzielles Kino.

Am 16. August geht es beim Bootshaus der Rudergemeinschaft bei freiem Eintritt bereits ab 19 Uhr los mit Live-Musik und Walk-Act. Bei Anbruch der Dunklheit läuft zunächst der Kurzfilm „Bellevue“, dann das Psychodrama „Über uns das All“, eine dunkle Beziehungsgeschichte mit Sandra Hüller u. Felix Knopp.

Bereits heute läuft im Gelsenkirchener Nordsternpark „Up in the Air“ mit George Clooney.