Essen / Bottrop. Die Brüder Chalid (29) und Bilal C. (24) aus Arnsberg wurden zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Sie gelten als die Mörder eines 32-Jährigen Libanesen, der einer verfeindeten Familie angehörte. Nebenklagevertreter Siegfried Benecken sagte im Plädoyer: „Libanesen akzeptieren hier nur Aldi und Lidl. Ansonsten leben sie in ihrer eigenen Welt.“

Explosive, emotionale Stimmung unter den libanesischen Zuschauern im voll besetzten Schwurgerichtssaal: Tränen fließen, hasserfüllte kurze Wortwechsel. Ein Tumult bleibt aus, sicher nicht zuletzt Dank des Großaufgebots schwer bewaffneter Polizeibeamter, die an jedem der 28 Verhandlungstage das Essener Gericht in eine Art Festung verwandelten. Am Donnerstag ein vorläufiger Schlusspunkt der libanesischen Familienfehde, das Urteil im Mordprozess um die libanesische Hochzeit in Bottrop: Lebenslange Freiheitsstrafen für die beiden Brüder Chalid (29) und Bilal C. (24) aus Arnsberg.

Nach Überzeugung der Kammer haben sie am 12. Juni vergangenen Jahres bei der Feier in der Festhalle „Güllüm“ den 32-jährigen Ibrahim Y. erstochen. Der mitangeklagte Haysam S. (28) wurde freigesprochen.

Hart geht Richter Andreas Labentz im Urteil mit Zeugen und Nebenklägern ins Gericht. Es sind die Mitglieder der über die dramatischen Ereignisse verfeindeten libanesischen Clans, Familie S. aus Gladbeck und Familie C. aus Arnsberg, die im Prozess Respekt vor dem deutschen Rechtssystem vermissen ließen. „Sie haben von vorn herein ihre eigenen Ziele verfolgt“, sagt Labentz. Über Hintergründe und Verhältnisse in den Familien habe man nichts offenbaren wollen. Die Kammer sei fest davon überzeugt, dass man versucht habe, sie zu blenden. Eine Zeugenbelehrung, die Wahrheit zu sagen, hätte man sich bei den meisten Zeugen ersparen können. Das Gericht vermutet sogar, dass sich viele Zeugen sich gar nicht erst gemeldet haben aus großer Angst vor Vergeltung.

Am 12. Juni trafen beide Familien bei der Hochzeitsfeier mit rund 1000 Gästen aufeinander

Nebenklagevertreter Siegfried Benecken hatte seine Erkenntnisse in seinem Plädoyer so beschrieben: „Libanesen akzeptieren hier nur Aldi und Lidl. Ansonsten leben sie in ihrer eigenen Welt.“

Hintergrund der Familienfehde ist die gescheiterte Ehe des Angeklagten Chalid C. 2007 heiratete er Jehan S. aus Gladbeck nach islamischem Ritus. Das Paar bekam zwei Kinder. Chalid C. soll seine Frau geschlagen haben. Sie verließ ihn Anfang 2011 und zog mit den Kindern zu den Eltern nach Gladbeck. Das Amtsgericht Arnsberg sprach ihr am 6. Juni das Sorgerecht für die Kinder zu. Der Ehemann wollte das nicht hinnehmen und drohte, einen ihrer Brüder oder ihren Vater zu töten.

Am 12. Juni trafen beide Familien bei der Hochzeitsfeier mit rund 1000 Gästen aufeinander. Bilal und Chalid C. haben nach Überzeugung des Gerichtes gemeinsam den Tatplan gefasst, Ibrahim S., den Bruder von Chalids Ehefrau, zu töten. Wer von beiden Angeklagten dem arglosen Opfer vor der Festhalle das Messer in den Rücken stieß, konnte die Kammer nicht feststellen. Ibrahim S. starb wenig später im Bottroper Knappschaftskrankenhaus.

Hinweise auf Blutrache

Im Vorfeld des Prozesses gab es Hinweise auf mögliche Blutrache. Deshalb die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen im Essener Gericht. Am 8.Februar dann in Bielefeld eine Messerattacke auf den Vater der angeklagten Brüder. Der 61-Jährige wurde lebensgefährlich verletzt. Die Polizei ging von einem Racheakt aus. Als Tatverdächtige ermittelt wurden der Vater des getöteten Ibrahim J., sein 31 Jahre alter Sohn und der Bruder (33) des Getöteten. Am 3. August wird ihnen in Bielefeld der Prozess gemacht.

Prozess gegen Libanesen

Foto: Oliver Müller
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