Wer sich am Samstagabend auf die ExtraSchicht in Bottrop machte, durfte eine Zeitreise machen, die vom Barock bis in die Zukunft führte. Und ganze bewusst hieß es: Es gibt kein Zurück.
„Es gibt keinen Weg zurück“ – das wird Besucherin Monika Laudik in der Zeche Arenberg-Fortsetzung in der Nacht von Samstag auf Sonntag bewusst. Dort wurde in der Lohnhalle und der Waschkaue eine Extraschicht eingelegt, und die Nachtschwärmerin aus dem Rheinland trat zusammen mit zahlreichen anderen Besuchern eine Reise von der Vergangenheit in die Zukunft an.
Zum ersten Mal trug die Gesellschaft für Stadtmarketing Bottrop (GSB) an diesem Spielort die Nacht der Industriekultur aus. Die beiden Zechengebäude wurden getreu dem Motto „Vergangenes und Modernes“ gestaltet. „Mit unserem Programm auf Arenberg-Fortsetzung wollen wir die Besucher mit einbeziehen“, erklärte Martina Rudziok, Geschäftsführerin der GSB, im Vorfeld. „Sie können sich ausprobieren und nicht bloß konsumieren.“ Rudziok und Eventmanagerin Dana Brüning hatten sich auf Messen inspirieren lassen und das ausgefallene Abendthema als Programm zusammengestellt.
In der Lohnhalle erwartete die Gäste ein prunkvolles Ambiente: Weiße Blumenbouquets und rote Teppiche schmückten das Gebäude und führten den Besucher zurück in die Epoche des Barock. Vornehme Hofdamen und -herren in fürstlicher Kleidung begrüßten die Gäste stilecht auf Französisch und geleiteten sie in ihr „Schloss“ – wenn sie sich nicht gerade draußen bei einer Partie Cricket mit dem Markgrafen amüsierten. In der Halle führten die Herrschaften aus der Vergangenheit Tänze zu klassischer Musik vor. Dann wurden die Gäste dazu aufgefordert, an den historischen Tänzen teilzunehmen, wobei sie sich in zwei langen Reihen gegenüberstanden. „Die Dame fängt mit einem Knicks an“, erklärt eine Hofdame der Tanzgruppe Incanto mit französischem Akzent ihren „Schülern“. Leichte Verwirrung auf dem Parkett, aber auch viel Spaß bei den Gästen.
Zwischen den Tanzeinlagen begeisterten so genannte „Living Dolls“, lebendige Puppen, die Extraschichtler. Sie spielten hinter Schaufenstern pantomimische Szenen.
Wer die Vergangenheit verlassen wollte, musste dem Blau beleuchteten Zeittunnel folgen, der in die angrenze Waschkaue führte. Von dort aus gab es kein Zurück: Man war in der Zukunft angekommen. Dunkelblaues Licht und weiße Lichtkreise, die über den Boden tanzten, sorgten für eine kühle, moderne Atmosphäre. Die Besucher konnten die Sportarten der Zukunft ausprobieren: Crossboccia, Headis, Popping und Electric-Boogaloo. Crossboccia wird mit weichen Bällen gespielt, die man über Gegenstände und Hindernisse werfen kann. Bei Headis handelt es sich um Tischtennis, bei dem der handballgroße, 100 Gramm leichte Ball ausschließlich mit dem Kopf bewegt werden darf. Die Tanzstile Popping und Electric-Boogaloo beschreiben eine Art Breakdance, bei dem mechanische, roboterartige Bewegungen ausgeführt werden.
Im Außenbereich des Zechengeländes konnten die Extraschichtler beim Molekularkochen zuschauen. Dort wurden in Kochshows mit etwa minus 200 Grad kaltem Stickstoff Cocktails und Johannisbeersorbet gezaubert.
Monika Laudik ist zu späterer Stunde immer noch in der alten Lohnhalle. „Ich bleibe lieber noch ein bisschen hier – in die Zukunft komme ich noch schnell genug“, lacht sie.