Bottrop. .
Die meisten Männer scheuen das Thema wie der Teufel das Weihwasser: Krebsfrüherkennung. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die unliebsame Untersuchung ab dem 45. Lebensjahr. „Doch nur etwa 16 Prozent der Männer nehmen das Angebot wahr“, weiß Peter Voigt, Facharzt für Urologie. „Viel zu wenige, denn früh erkannt sind Prostata- und Darmkrebs durchaus heilbar.“
Der Mediziner legt großen Wert auf die Feststellung, dass es sich bei der Krebsfrüherkennung wirklich um eine solche handelt: „Denn der gleichzeitig kursierende Begriff Vorsorge sorgt oft für Verwirrung: Diese Untersuchung kann Krebs nicht verhindern, aber frühzeitig erkennen“, so Voigt. Prostatakrebs gilt als häufigste, Darmkrebs als zweithäufigste Tumorerkrankung bei Männern. So wurden allein beim Prostatakrebs 2008 deutschlandweit rund 70 000 Neuerkrankungen und rund 12 000 Todesfälle gezählt. „Daher ist Früherkennung so wichtig“, sagt Voigt. „Doch die meisten Männer kommen erst ab einem Alter von etwa 50 Jahren in die Praxis, wenn sie erste Beschwerden haben.“
Beschwerden wie Harnstrahlabschwächung, häufiges (nächtliches) Wasserlassen oder starker Harndrang seien meist auf eine gutartige Prostatavergrößerung zurückzuführen. „Prostatakrebs dagegen ist so tückisch, weil er im frühen Stadium keine Beschwerden macht.“, so Voigt. Daher tauge das häufige Argument „Ich spüre doch nichts. Warum soll ich zum Arzt gehen?“ nicht dazu, eine Früherkennungsuntersuchung abzulehnen.
Dieser Test umfasst ab dem 45. Lebensjahr eine Tastuntersuchung der Prostata und des Enddarms, eine Untersuchung der Genitalorgane sowie ab dem 55. Lebensjahr alle zwei Jahre einen Stuhltest, bei dem nach verborgenem Blut gesucht wird.
„Sinnvoll ist zudem der so genannte PSA-Test und eventuell eine Ultraschalluntersuchung“, empfiehlt der Urologe. Diese Untersuchung auf das prostataspezifische Antigen im Blut wird von den Kassen nicht übernommen und kostet etwa 20 bis 25 Euro. Sie sei zu Unrecht umstritten. „Wichtig ist, diesen Wert nicht isoliert zu betrachten, sondern in Korrelation zu den anderen Untersuchungsergebnissen“, erläutert Voigt. „Allein ein hoher PSA-Wert muss nicht zwangslaufig Krebs bedeuten, sondern kann auch durch eine Entzündung bedingt sein. Umgekehrt zieht nicht jede Krebserkrankung einen hohen PSA-Wert nach sich.“
Mit Blick auf die guten Heilungschancen bei frühzeitig erkanntem Prostata- oder Darmkrebs rät der Urologe allen Männern, über ihren Schatten zu springen und die Untersuchung wahrzunehmen. „Das ist zwar etwas unangenehm, aber nicht schmerzhaft. Und nach zehn Minuten ist alles vorbei.“ Voigt weiß auch, welch großes Tabuthema die Untersuchung für Männer ist. „Die meisten, die dann doch kommen, werden von ihren Frauen geschickt.“