Bottrop. .

Die moderne Medizin für die Frau ist längst nicht mehr ausschließlich Domäne der Gynäkologen - das wurde beim WAZ-Medizinforum am Donnerstag deutlich.

Im Mediparc am Marienhospital präsentierten Dr. Hans-Christian Kolberg, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Marienhospital, und Dr. György Lövey, Facharzt für Strahlentherapie, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit für die weibliche Gesundheit aussehen kann. Moderiert wurde das Medizinforum durch WAZ-Mitarbeiterin Marie-Luise Schmand, die ausnahmsweise fast ausschließlich Damen in der Zuhörer-Runde begrüßte.

Sie übergab das Wort an Dr. Hans-Christian Kolberg, der zur „intraoperativen Bestrahlung bei Brustkrebs“ referierte. Bei dieser Behandlung wird gleich nach der operativen Entfernung eines bösartigen Tumors aus der Brust mit Hilfe einer speziellen technischen Anwendung eine Strahlendosis in die frische Wundhöhle eingebracht, bevor diese dann verschlossen wird.

Die Referenten:  Dr. Hans-Christian Kolberg, Dr. György Lövey und Moderatorin Marie-Luise Schmand. Foto: Heinrich Jung WAZ FotoPool
Die Referenten: Dr. Hans-Christian Kolberg, Dr. György Lövey und Moderatorin Marie-Luise Schmand. Foto: Heinrich Jung WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

„Wir sind die dritte Klinik in Nordrhein-Westfalen und waren vor zwei Jahren im Ruhrgebiet sogar die erste, in der die intraoperative Strahlentherapie bei Brustkrebs angewendet wurde“, erklärte Kolberg. Durch diese Methode könne die Fünf-Jahres-Rückfallrate im Vergleich zu einer Ganzbrust-Bestrahlung von über sieben Prozent auf 1,5 Prozent gesenkt werden. „Ich denke, dass diese Therapie eine der wichtigsten Revolutionen in der Medizin der letzten Jahre ist“, hob Kolberg hervor.

Über eine weitere Innovation in der Gynäkologie berichtete Dr. György Lövey: Er stellte die hochfokussierte Ultraschalltherapie zur Behandlung von Myomen vor. Die gutartigen Muskelknoten in der Gebärmutterwand bedürfen zwar erst einer Behandlung, wenn sie Symptome wie Schmerzen, verstärkte Blutungen oder unerfüllten Kinderwunsch verursachen – dann kommt es jedoch auf die richtige Behandlungsmethode an.

Neben einer Gebärmutterentfernung gibt es beispielsweise auch die Möglichkeiten einer Hormontherapie oder einer Ausschälung der Knoten. Demgegenüber bietet die Anwendung des hochfokussierten Ultraschalls, mit dem die Myome unter MRT-Kontrolle durch gebündelte Wärme inaktiviert werden, einige Vorteile: „Ein Jahr nach der Behandlung geben noch 95 Prozent der Patientinnen eine deutliche Beschwerdebesserung an“, verdeutlichte Lövey.

Als letzten Punkt des Abends informierte Chefarzt Kolberg die Zuhörerinnen über den Medizinskandal durch minderwertig hergestellte Brustimplantate, wie er vor einigen Wochen Schlagzeilen machte. Kolberg hatte dazu einige Anschauungsexemplare mitgebracht und versicherte: „Wir benutzen nur international zertifizierte Prothesen.“ Seine wichtigste Botschaft lautete jedoch: „Man sollte aufgrund des Skandals nicht generell misstrauisch gegenüber Brustimplantaten werden. Die Patientinnen, denen diese minderwertigen Prothesen eingesetzt wurden, sind einem echten Verbrechen zum Opfer gefallen.“