Bottrop.

„366 plus 1“ – das ist kein Geheimcode, sondern der Titel einer bundesweiten Initiative zum „Jahr der Kirchenmusik“ 2012. Sie begann am 1. Januar in Augsburg und wird Ende Dezember im Erzgebirge schließen. Die 109. Station war die ev. Martinskirche am Pferdemarkt.

Viele Besucher und Gemeindemitglieder kamen, um Solisten, Chöre, Ensembles und Orgelklang unter dem Tagesmotto „In uns schwingt das Leben“ zu hören. Und sie erlebten, wie Gelsenkirchens Kirchenmusikdirektor Andreas Fröhling und Kollegen den Stafettenbeitrag in das Gotteshaus trugen. Aus einem Trolley hievten sie ein fast 14 Kilogramm schweres Buch, in dem alle Orte und Aktivitäten dieses „klingenden“ Kalenders eingetragen werden.

Für Bottrop machte sich die junge Grafikerin Lisa Klee ans Werk. Während vom Altarraum, von der Seite oder der Empore aus die musikalische Breitseite die Kirche akustisch erfüllte, zeichnete sie Mitwirkende und Details der Architektur. Einen Tag später fand die nächste kirchenmusikalische Station in Burgsteinfurt statt – mit einer schönen und fertigen Illustration aus Bottrop. Man verspricht sich von dieser Aktion eine Aufmerksamkeit „nach innen und außen“. Die große Tradition und die Bedeutung der „musica sacra“ soll dokumentiert und demonstriert werden. Das gelang auf Ortsebene vorzüglich.

Hören und Meditieren

Denn Elisabeth Otzisk, Sopran (u.a. mit der Bach-Kantate „Jauchzet Gott in alle Lande“), der Trompeter Johannes Penkalla, die Kantorei der Martinskirche, der Kammer-Musik-Kreis Bottrop um Sabine Brambring, die sechsköpfige Gitarrengruppe der Gemeinde sowie der wieder einmal beeindruckende, zehnköpfige RevierGlockenChor, längst ein „musikalisches Markenzeichen Bottrops“ (Leiter Matthias Uphoff), vermittelten bei Kompositionen von Antonin Dvorak bis Hans J. Hufeisen, von Hans-Leo Hassler bis zum bereits erwähnten Johann S. Bach (u.a. die Suite BWZ 1067) ein höchst lebendiges, geistig konzentriertes und sinnlich erlebbares Hören und Meditieren. Alle Mitwirkenden bezeugten Engagement und Ambition, Freude an der Sache und dankbares Bekenntnis. Die Gesamtleitung lag in den Händen von Matthias Uphoff, der zwischen Glockenchor, Kantorei und Orgel hin und her wechselte. Er überforderte die musizierenden Laien zwar nicht, andererseits ging er aber durchaus in den vokalen oder instrumentalen Prüfungen Risiken ein.

In uns schwingt das Leben – der Glockenchor nahm die Tagesdevise wörtlich: Der gesamte Kirchenraum geriet bei seinen Einsätzen „in Schwingung“. Die Gemeinde beteiligte sich am Konzert mit dem Lied „Du meine Seele singe“.