Bottrop. . Hamburger Geografie-Studenten sind voll des Lobes für die Gartenstadt Welheim. Eine von vielen Zechensiedlungen, die sie im Ruhrgebiet besuchten.

„Auf unserer Exkursion ins Ruhrgebiet haben wir schon einige alte Zechensiedlungen gesehen. Aber diese hier ist mit Abstand die schönste und es muss toll sein, hier zu leben“, freute sich Steven Kaeding. Der Geografie-Student von der Universität Hamburg und neun seiner Kommilitonen besichtigten mit ihrer Professorin Beate Ratter am Samstag die Gartenstadt Welheim – und hatten dabei mit Heimatforscher Heinz Amthor einen echten Experten an ihrer Seite.

Amthor hatte Bilder aus seinem Archiv mitgebracht, welche die Siedlung im Wandel der Zeit zeigten.

1913 bis 1923 wurde die Gartenstadt für die Kumpel der Zeche „Vereinigte Welheim“ und ihre Familien erbaut: „Nur wer wirklich dort arbeitete, durfte hier wohnen“, verriet Amthor, „hatte sich ein Arbeiter mit dem Steiger angelegt, so wurde er innerhalb einer Woche seiner Wohnung verwiesen – und das auch mit Familie und kleinen Kindern.“

Im Krieg wurde die Gartenstadt zu über 20 Prozent zerstört und von 1947 bis 1957 wieder aufgebaut. Von 1989 bis 1999 erfolgte dann die Modernisierung im Rahmen der IBA Emscher Park – all das hatte Heinz Amthor fotografisch im Gepäck für die Studenten.

Das Bild vom Ruhrgebiet verändert sich im Laufe der Exkursion

Und die staunten nicht schlecht über den Wandel der Siedlung zum Bottroper Vorzeigeobjekt : „Es ist kaum zu glauben, wie sehr der Krieg hier gewütet hat und wie schön die Siedlung wieder aufgebaut wurde. Erst mit den Bildern und durch die Besichtigung vor Ort kann man das wirklich erfassen“, erklärte Studentin Lisa Igeta.

Und ihre Kommilitonin Luisa Plottkov fügte lobend hinzu: „Außerdem ist es interessant zu sehen, wie Wiederaufbau auch aussehen kann. Bei uns in Hamburg wurden viele alte und schöne Gebäude nach dem Krieg mit günstigen Materialien einfach hochgezogen. Das ist hier ganz anders.“

Zum Höhepunkt der Führung zückte Heinz Amthor ein schwarz-weiß-Foto aus der Siedlung aus dem Jahre 1944. Es zeigte eine junge Frau umrahmt von ihren Brüdern. Und plötzlich trat eben diese „junge Frau“, Anita Pilz, mit ihrem Ehemann Harry aus einem Hauseingang hervor: „Sie hat sich kaum verändert“, zwinkerte Heinz Amthor den Studenten zu.

Die freuten sich riesig und stellten neugierig Fragen.

„Es ist toll, Menschen zu treffen, die seit damals immer noch hier wohnen“, freute sich Luisa Plottkov. In ihrem und in den Köpfen ihrer Mitstudenten hat sich das Bild vom Ruhrgebiet, auch von Bottrop, seit dem Beginn ihrer Exkursion am Montag übrigens von Grund auf verändert: „Ich erinnere mich noch an die Karten aus meinem Schulatlas. Sie zeigten das Ruhrgebiet als Ansammlung von Industrie und machten wenig Lust darauf, die Region einmal zu besuchen“, erinnerte sich Nico Schultze, „aber es ist unglaublich, zu sehen, wie sich eine Region wandeln kann. Es ist wirklich schön.“

Und in einem sind sich die Studenten aus dem fernen Hamburg nach dem Besuch im Revier auf jeden Fall einig: „Die Menschen hier sind unglaublich nett und hilfsbereit.“