Bottrop. .

Kunst und Kultur sind ihre Steckenpferde. Dennoch gab’s zunächst den Kulturschock, als Karin Grummert nach dem Abitur aus dem eher beschaulichen Stemwede bei Osnabrück nach Bottrop kam. Hier absolviert die 20-Jährige seit September vergangenen Jahres ihr so genanntes Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Kulturwerkstatt.

Nicht nur Lärm und Trubel der Ruhrgebietsstadt verwirrten die junge Frau zunächst, sondern auch die unzähligen Kultur- und Freizeitangebote in unmittelbarer Nähe: „Es ist faszinierend, dass ständig und überall etwas los ist.“ Dabei war Karin Grummert zunächst eher zufällig auf die Möglichkeit aufmerksam geworden, ein Freiwilliges Soziales Jahr im Kulturbereich machen zu können. „In der Schule gab es Infoveranstaltungen zum Studium. Als eine ausfiel, sprang eine FSJ’ler ein und berichtete über seine Arbeit im Kulturbereich“, erinnert sich Grummert.

Für die Abiturientin war schnell klar: „Das ist es!“ Denn schon längst begeisterte sie sich über ihren Leistungskurs Kunst und Altblockflöten-Unterricht hinaus für Kultur., engagierte sich beispielsweise bei der Organisation eines Open-Air-Festivals im Ort. So bewarb sich Grummert zunächst über das zentrale Online-Verfahren und schließlich bei der Landesarbeitsgemeinschaft Arbeit Bildung Kultur NRW, die als Träger des FSJ Kultur landesweit zwischen Bewerbern und Einsatzstellen vermittelt. „Das Angebot an Stellen liegt jedoch weit unter der Zahl der Bewerbungen“, erklärt Andreas Kind, Leiter der Kulturwerkstatt.

Die Stadt Bottrop bietet seit 2009 die Stelle für das FSJ in der Kulturwerkstatt an. Für Karin Grummert ein „Traumjob“. „Gleich an meinem ersten Tag war ich eingespannt in die Fotoarbeiten für den Abfallkalender und wunderte mich, dass da plötzlich ein Müllmann als Dirigent agierte“, erinnert sich Karin Grummert lachend.

Vorbereitungen für das Figurentheaterfestival, Planung von Ausstellungen in der Jungen Galerie, die Vorbereitung eines Kulturaustausches mit Gleiwitz/Polen und die Mitarbeit am Projekt „Kultur und Schule“ gehören beispielsweise in den folgenden Monaten zum bunten Arbeitsalltag der 20-Jährigen.

„Die Arbeit ist rundum interessant und vielseitig, ich lerne nicht nur viele Leute kennen, sondern auch die Region und bekomme Einblick in viele Bereiche des Kulturlebens der Stadt“, stellt Grummert fest. „Und verblüffend ist, welch’ großes Maß an Organisation jeder Veranstaltung vorangeht.“ Parallel zur Arbeit in der Kulturwerkstatt besucht Karin Grummert zentrale Seminare und Workshops gemeinsam mit anderen FSJ’lern.

Andreas Kind schätzt die Arbeit seiner bislang drei jungen FSJ’ler sehr. „Junge Menschen bringen frische Ideen mit“, so Kind. „Und andererseits macht es Spaß, ihnen grundsätzliche Kompetenzen für das weitere Studien- und Berufsleben zu vermitteln.“

Da Karin Grummert auch am Wochenende oft bei Veranstaltungen eingespannt ist, bleibt für Fahrten in die Heimat nur wenig Zeit. Und nach ihrem spannenden FSJ Kultur-Jahr möchte sie im Herbst ein Studium im „Kulturmanagement“ beginnen. „Dafür sind die Erfahrungen die ich jetzt durch die praktische Arbeit in der Kulturwerkstatt sammeln kann, sicher sehr wertvoll.“