Bottrop. Warum es die Heinrich-W.-Müller-Straße nicht geben darf und nur ein Zusatzschild auf den Gründer der MC Bauchemie verweisen soll.

Wie kann die Stadt auf lange Sicht eine Persönlichkeit ehren, die sich um die Stadt verdient gemacht hat? Sie könnte ja eine Straße nach dieser Person benennen.

Doch das ist nicht ganz einfach, wie das Beispiel um den Gründer der MC Bauchemie zeigt. Denn bei dem Versuch den Firmenpatriarchen zu ehren, geriet die Stadt über bürokratische Fallstricke ins Stolpern.

Nur symbolisch

Eine kleine Zufahrt nur, die von der Borbecker Straße zu einem Gelände führt, auf dem das Unternehmen Mitte der neunziger Jahre sein Ausbildungszentrum baute, sollte eigentlich bald darauf in Heinrich-W.-Müller-Straße umbenannt werden.

Zur Eröffnung des Nebensitzes aber brachte der heutige Altoberbürgermeister Ernst Löchelt nur ein symbolisches Straßenschild mit dem Namenszug des Firmengründers mit. Er hoffe, so wandte sich Löchelt damals an den Seniorchef, dass es noch sehr lange dauern möge, bis es in Bottrop eine Heinrich-W.-Müller-Straße geben werde. Auch in Bottrop dürfen Straßen nach Personen nämlich nur posthum benannt werden.

Die kleine Zufahrt nannte die Stadt dennoch um - in Müllerstraße.

Nun ist der MC Bauchemie-Gründer Heinrich W. Müller 2010 gestorben. Das rief einen früheren leitenden Angestellten auf den Plan. „Könnte es sein, dass diese Straßennamen-Geschichte in Bottrop in Vergessenheit geraten ist?“, fragte Heinz-Erwin Steinfels. Es wäre schön, wenn auch wegen der Verdienste seines alten Chefs die Straße nun nach ihm benannt würde.

Neue Richtlinien

Das wird sie aber nicht. Denn der Rat hat der Stadt inzwischen neue „Richtlinien für die Straßenbenennung und -umbenennung“ verordnet. Danach dürfen Straßen nur dann umbenannt werden, wenn dies aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nötig ist. Doch, so lässt die Stadt wissen: „Im konkreten Fall liegen derartige Gründe nicht vor“. Und überhaupt, was das alles kostet: Denn mit „ein paar Straßenschildern“ sei es ja nicht getan. Karten, Pläne, Verzeichnisse, Dateien, Registraturen müssten geändert werden. Telekom, Post, RWE, ELE, Steag seien zu informieren. Außerdem sei die Stadt ja höchst verschuldet. Sie dürfe daher nur Geld ausgeben, wenn dies „aus der Verantwortung gegenüber dem Bürger unabdingbar notwendig“ sei. Warum nur, scherte das in den Neunzigern niemanden? Die Stadt benannte die Straße ja um.

Wird es die Ehrung für Heinrich W. Müller auch nach seinem Tode nicht geben? Jein.

Ein Zusatz

Die Stadt will unter dem Straßenschild mit dem Schriftzug „Müllerstraße“ ein zusätzliches Schild anbringen lassen. Darauf soll dann zu lesen sein: Heinrich W. Müller, geb. 1915, † 2010, Firmengründer der MC Bauchemie. Dieses Schild kostet hundert Euro. Die bezahlt das heute 1900 Leute beschäftigende Unternehmen.