Bottrop. Ein Besuch in den Forschungslaboren der Angewandten Informatik an der HRW zeigt: Hier geht es um Alltägliches.

. Was hat ein Knöllchen wegen zu schnellen Fahrens an einer Baustelle mit dem Studiengang Informatik zu tun? Sehr viel, sagt Uwe Handmann. Er ist Institutsleiter an der Hochschule Ruhr West (HRW) und zeigt in einem Rundgang, womit sich seine Studenten im Labor für Fahrzeugsinformationstechnik befassen.

„Dynamische Navigationssysteme haben eine Kamera, mit der sie Verkehrsschilder erkennen und den Fahrer warnen können“, erklärt er und deutet auf einen Bildschirm, wo eben dieses Szenario erfolgreich nachgestellt wird. Ein solcher Navi mit Kamera-Auge ist mittlerweile in vielen Mittelklassewagen eingebaut, verhältnismäßig neu hingegen ist noch die intelligente Abstandshaltung, die im nächsten Moment über den Monitor flackert: Das System erkennt einen auf die Straße rollenden Kinderball und reduziert die Geschwindigkeit. Bremsen muss der Fahrer aber noch selbst.

„In den Laboren der Angewandten Informatik geht es darum, solche Dinge weiterzuentwickeln“, erklärt Handmann. Lächelnd bekennt er: „Mir schwebt ein autonomes Fahrzeug vor, das von alleine fährt.“ Bis dahin sei es aber wohl noch ein langer Weg, bedauert er, womöglich werde die Idee sogar niemals realisiert. „Dennoch lässt sich klar sagen, dass die Fahrzeugindustrie der Innovationsmotor schlechthin ist“, bekräftigt er. „Viele Entwicklungen aus dem Autobereich werden später im Haushalt aufgegriffen.“

Kommunikation von Auto zu Auto

Weiter fortgeschritten ist die sogenannte „Car-to-Car“-Kommunikation, an der Dozent Stefan Geisler aktuell mit seinen Studenten arbeitet. Mit diesem System könnte ein vorausfahrendes Fahrzeug die nachfolgenden Autos beispielsweise vor glatten Stellen warnen. „Es gibt dazu bereits die ersten Feldversuche“, so Geisler. Bei den Übungen sei der Praxisbezug ausschlaggebend: „Wir arbeiten mit echten Geräten aus Fahrzeugen.“

In einem anderen Labor beschäftigen sich die Studenten mit der Analyse von Personenbewegungen an Flughäfen. „Hier geht es darum, dass auffällig erscheinende Personen von einem Operator markiert werden, um sie dann leichter über mehrere Kameras hinweg verfolgen zu können“, erläutert Handmann das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt, das bisher nur in der Theorie existiert und auch von Juristen und Sozialwissenschaftlern begleitet wird. Ob und wann es zum Einsatz kommt, wisse er noch nicht: „Für uns geht es darum zu zeigen, was überhaupt möglich ist“, betont er. „Über die Anwendung müssen andere entscheiden.“